G

Gabon 

s. Cicero.

Galgen 

»G.«  Gveintz, während  Vietor,  Schmatz,  Thun u.  Ernesti in der Wiedergabe der Gveintzschen Verse »Kalgen« schreiben. – »Kalgen, oder vielleicht Galgen, heißt dasjenige Gestelle hinten am Laufbret, worauf der Deckel von der Presse ruhet.«  Geßner-Hager. – »der Sattel, oder Kalgen, worauf der Deckel ruht, le Chevalet du Tympan«.  Geßner u.  Täubel in den deutsch-franz. Kunstwörterverzeichnissen. – »Deckelstuhl ist ein Theil der Buchdruckerpresse, auf welchem der Deckel ruht, wenn der Drucker den abgedruckten Bogen aus ihm herausnimmt und auslegt. Meistentheils nennt man den Deckelstuhl den Kalgen (Galgen), weil er eine solche <GRAPHIK> Gestalt hat.«  Täubel s.v. Deckelstuhl. – Auch »Knecht« genannt, von Ch. Vester, Löbl. Buchdrucker-Kunst, Halle ca. 1670, bei Wolf II 498, wo es heißt: »fulcrum quoddam (Knecht), in quo illud [sc. operculum] cum charta innititur«.

Gänseaugen 

eine Art Zierraten. »Gänßaugen«. Der Edle Greiff bei Hornschuch 124. – Sieh auch: Gänsefüßchen.

Gänsefüßchen 

Für diese noch nicht alten Zeichen begegnet uns zuerst die lateinische Benennung: »Hypopleroma« bei Jak. Mentel 1650 (s. Interpunktion). Die älteste deutsche Benennung ist »Gänßaugen«, wie sie noch heute im Dänischen »gaaseøine« heißen: »Gänßaugen, oder Hyphen [s.d.], werden diejenigen zwey krummen Striche genennet, die an der Seiten derer Columnen [jetzt nur noch am Anfang und Ende des betr. Satzes] gesetzt werden, wenn ein anderer Autor allegirt wird, da dessen Worte mit solchen bezeichnet werden, man kan sie auch nehmen, wenn eine Schrift anders seyn soll, als der Text ist [jetzt nur noch bei Versen].«  Geßner-Hager. – »Gänßaugen (oder Signum citationis) …«  Geßner 372. – »Gänß-Aeuglein«. G. Matthiä, Lexicon lat.-germ., Halae 1748, s.v. caesum. – »Anführungszeichen (Citationszeichen) … Wenn ein Schriftsteller ganze Stellen aus einem andern Buche anführt, oder sonst haben will, daß eine oder mehrere Stellen in seinem eigenen Werke dem Leser besser ins Auge fallen oder ihn besonders aufmerksam machen sollen … Einige nennen die A. auch Gänsefüßchen oder Gänseaugen, allein diese Benennung ist nicht überall gebräuchlich.«  Täubel. – »Gänsefüße.« Campe, Wörterbuch, 1807. – »Gänsefüßchen oder Anführungszeichen dienen zur Hervorhebung einzelner Worte oder ganzer Sätze (Citate, Gespräche) inmitten des fortlaufenden Textes, sowie bei tabellarischem Satz als Unterführungszeichen an Stelle sich wiederholender Stichwörter.«  Waldow. – »Hasenohr, Hasenöhrchen«. Jacobsson, Technolog. Wörterbuch, 1781. – »Gänsefüße oder Hasenöhrchen.« Jean Paul, Über die deutschen Doppelwörter 1820 S. 226. – Das franz. guillemets soll von dem Erfinder Guillemet, einem franz. Gelehrten des 17. Jahrh., seinen Namen haben.

Garmond (franz.) 

süddeutsche Bezeichnung für den Schriftgrad »Korpus« (s.d.). »G.« und »Corpus« werden gesondert angeführt von  Gveintz. – »Garmuth« (Harsdörffer,) Gesprächspiele, Teil IV, Nürnberg 1644, S. 411. – »Garmond«.  Redinger. – »Proximum post Ciceronianum typorum genus Garmond vulgo appellatur, a Francisco /1/ de Garamond, praestantissimo horum artifice.«  Pater 34, der aber S. 62 »Garmund« schreibt. – »Garmond«.  Thun.  Ernesti 2. – »Garmond-Schrift, oder Corpus-, die Lateinische, hat ohne Zweifel ihren Nahmen von dem Erfinder Francisco /1/ de Garmond.«  Geßner-Hager. – »Wird in Leipzig und sonst insgemein Corpus, in Frankfurt am Mayn aber und der Orten Garamond, geheissen.« Hübners Natur- u.s.w. Lexicon, Leipzig (1. Aufl. 1712) 1776 s.v. Schriftgießer. – »Garmond«.  Täubel.  Waldow.
/1/ Vielmehr von dem Pariser Schriftschneider Claude Garamond († 1561).

Gasse 

der im Setzersaal durch zwei Setzregalreihen gebildete Gang, in welchem die Setzer bei der Arbeit stehen.  Täubel s.v. Ablegen u.ö. –  Waldow.

gautschen (oberdeutsch) 

die nassen Papierbogen auf einem Brett pressen. (»Gautscher« u. »Gautschbret« werden von  Geßner-Hager s.v. Pappier als Kunstwörter der Papiermacher erwähnt.) In der Druckersprache versteht man unter dem G. das Einweihen eines ausgelernten Lehrlings, der von den in derselben Offizin arbeitenden Gehilfen unversehens auf einen mit Wasser getränkten großen Schwamm gesetzt wird und dem darüber häufig eine vom Prinzipal und von allen Gehilfen unterschriebene Urkunde (der Gautschbrief) ausgestellt wird, worauf er sich mit einem Faß Bier »verintroizieren« (s. Introitus) muß. Nach  Waldow, der als Nebenform »kautschen« angiebt, wird der Schwamm auf einen Korrigierstuhl gelegt. Diesen noch jetzt, bes. in Süddeutschland üblichen Brauch bezeichnet Wilh. Fabricius (Die Akademische Deposition 1895 S. 65 Anm.) mit Recht als Rest der alten Deposition (s.d.).

Gebrochene 

s. Fraktur.

Gehrung 

s.v.w. Ecklinie (s. Ecke).

gelb 

»[die Buchstaben] … bleiben gelb und bleich«.  Pater 13. – »Druckt man mit einer dünnen zu flüßigen Farbe (Schwärze); so bekommen die Buchstaben bald nach dem Drucke an allen ihren Seiten einen gelblichen Rand, oder wie die Buchdrucker zu reden pflegen: wird der Druck gelb.«  Täubel s.v. Abkreischen. – Sieh auch: bleich.

gemein 

1. Gemeine Corpus Fractur, G. grobe Missal Antiqua, G. grobe Canon [Antiqua].«  Thun. (Ggs.: »Neue …«  Pater 21ff.)
2. »Gemeines oder Gemeine, Kollektiv-Bezeichnung der kleinen Buchstaben des Alphabets zum Unterschied von den Versalien und Kapitälchen«.  Waldow.

Generalsitz 

s. Gesellschaft.

Gescholtener 

hieß ein beschimpfter oder in einen Streit verwickelter Buchdruckergeselle so lange, bis die Sache vor der Gesellschaft ausgetragen war. »So er [der Buchdruckergeselle], wider Verhoffen, von iemanden beschimpfft oder durch seine gegebne zwar geringe Ursach gescholten worden, [soll er es] innerhalb 14. Tagen in der Druckerey anzeigen, oder nach Beschaffenheit der Sachen, bey einer völligen Gesellschafft unverweilt vortragen, und nicht über solche gesetzte Zeit zu stehen sich unterfangen. Da er aber Ursach darzu, und sich unschuldig befindet, das von dem Gegner gethane Scheltwort auf diesen wieder zurücke schieben, aber darbey nicht schelten. Neben keinem Gescholtenen über 14. Tage wissentlich in Arbeit stehen, sondern ihn zur Abthu- und Versöhnung des Streits anhalten, will er anders mit dem Gescholtenen nicht in Schaden gerathen, wiedrigenfals der Gescholtene, so fern die Sache anderwerts vorgegangen, einsweils ein Scheltwort /1/, üm der Erbar- und haltenden Einigkeit willen, zu Vermeidung aller Zänckerey, niederlegen, und in dieser Meße die Aussöhnung dortselbsten suchen [soll].«  Werther 25, vgl. 425. –  Geßner-Hager s.v. Beschimpfung u. II Anhang Nr. 27.
/1/ Hier in der Bedeutung von Strafgeld; so auch bei Werther 212: »vor iedweden ein recht S. legen«, 426: »ein S. bey der Gesellschafftlichen Lade niederlegen« u. 482: »ein geringerlegtes S.«

Gesellenkranz 

s. Kranzjungfer.

Gesellschaft, Societät 

hieß die Vereinigung aller Buchdrucker (Herren und Gesellen) eines Orts. Sie trat alle Halbjahr zu einem »Generalsitz« oder einer »Session« bei dem Ladenvater (s.d.) zusammen. Öfter bei  Werther und  Geßner-Hager.

gespalten 

»ob die Columnen plan / oder gespalten …«  Pater 110. – »Werden die Columnen gespalten …«  Geßner-Hager s.v. Columnen. – »[entweder] gespalten oder durchgehends«.  Geßner 377. – »Tabellen oder andere gespalten zu druckende Sachen«.  Täubel s.v. Abtheilen des Raumes. – »Gespaltener Satz«.  Waldow.

Gespan 

Genosse, Kollege. »er verlangte seinen Drucker-Gespan«.  Werther 50. – »G., oder, nach alter Redensart Compagnon, ist derjenige, welcher mit einem andern an einer Presse arbeitet, da sie denn einander Wechselsweise die Arbeit erleichtern; Bey den Setzern ist es gleichfalls gebräuchlich, da ihrer zwey an einem Werck zugleich setzen, doch jeder vor sich ins besondere.«  Geßner-Hager. – »sein G., der an derselben Presse mit ihm arbeitet« und »G. (Mitarbeiter)«.  Täubel s.v. Anführen. – Sieh auch: Anführgespan.

Gevierte (Verdeutschung des lat. quadratum) 

Ausschließungen (s.d.), deren Querdurchschnitt ein Quadrat und dem Kegel der Schrift gleich ist.  Waldow s.v. Ausschluß. – Früher »Ganzgevierte« genannt zum Unterschied von den »Halbgevierten« u.s.w.  Täubel s.v. Ausschließungen. – Sieh auch: Quadrat.

Gießer 

s. Schriftgießer.

Gießinstrument 

s. Instrument.

Gießlöffel 

»G., ist ein Instrument der Schriftgießer, den zerschmoltznen Zeug aus der Pfanne zu hohlen, welcher insgemein so viel in sich hält, als zum Buchstaben nöthig ist, das übrige thut man aufs Gießblech.«  Geßner-Hager. –  Täubel s.v. Schriftgießer-Instrumente. –  Waldow. – Bloß »Löffel« genannt bei (Harsdörffer,) Gesprächspiele, Teil IV, Nürnberg 1644, S. 409.

Gießpfanne 

»G.«  Täubel s.v. Abbrechen. – Bloß »Pfanne« genannt bei  Geßner-Hager s.v. Blech u. Gießlöffel.

Gießzapfen 

»[Der Schriftgießer] muß die sogenannten G., die sich an den neu gegossenen Buchstaben befinden, die erst aus dem Gießinstrumente kommen, abbrechen. Diese G. werden dann gesammelt, wieder in die Gießpfanne geworfen und andere Buchstaben aus denselben gegossen.«  Täubel s.v. Abbrechen. – »Guß (Gießzapfen)«.  Ders. s.v. Schriftgießer-Instrumente. –  Waldow nennt ihn bald »Gießzapfen«, bald »Gußzapfen« oder bloß »Guß«, wie ihn schon  Geßner-Hager s.v. Abbrechen nennt. – Sieh auch: Bart.

Gießzettel 

»G.«  Geßner-Hager. – »G., ist ein Verzeichniß, wie viele von einem jeden Buchstaben in (auf) irgend einen oder mehrere Centner gewöhnlich gehen.«  Täubel. –  Waldow.

glatt 

»Glatter Satz, aus glatt aufeinander folgenden Zeilen einer Schriftsorte, höchstens mit Unterbrechung von Titelzeilen, bestehender Satz.« (Ggs.: gemischter Satz, der aus verschiedenen Schriften, oder aus Schrift, Zeichen, Ziffern, Tabellen u.s.w. zusammengesetzt ist.)  Waldow. – Der Setzer spricht auch von einem »glatten Manuskript«, worunter er ein solches versteht, das sorgfältig gearbeitet und deutlich geschrieben ist, ihm also kein Kopfzerbrechen macht.

gleich setzen 

s. justieren.

Gorbel 

s. Korbel.

Granjon 

frühere Bezeichnung eines nach dem Franzosen Robert G. benannten Schriftgrades. »Grannionis Cursiv«.  Hornschuch (1. Ausg.) 39, wo es auf »Cicero Cursiv« folgt. – »Granion«.  Pater 18. – »Grannionis-Cursiv«. Joh. Jak. Strantz, Postulatgedicht, Schleiz 1716, Anm. cc. – »Parangon-Cursiv, Tertia-Cursiv, Media-Cursiv, Cicero-Cursiv, Petit-Cursiv«, alle mit dem Zusatz »de Grand-Jon« in Hübners Natur- u.s.w. Lexicon, Leipzig (1. Aufl 1712) 1776 s.v. Schriftgießer.

Griff 

1. die Ergreifung des Buchstabens aus dem Fach des Kastens und seine Überführung in den Winkelhaken (Aug. Marahrens, Handbuch der Typographie, Bd. I, Leipzig 1870 S. 49). »Der Setzer darff … / Viel kleine Fächelein / darein er manche Griffe Thut.«  Gveintz. – »Er setzet schnell drauf los, daß Ihr Euch wundern müsset, Wenn Ihr nicht seinen Griff und seinen Vortheil wisset.« Ruhm eines Schriftsetzers bei Täubel. – »Unter einem guten Griff versteht man diejenige Gewandtheit des Setzers, welche es ihm ermöglicht, unter dem Aufwande geringster Kraftanstrengung das möglichst größte Resultat hinsichtlich der Anzahl der abzusetzenden Buchstaben zu erzielen.« (Ggs.: einen schlechten Griff haben.)   Waldow
2. eine Anzahl gesetzter Zeilen, die mit beiden Händen aus dem Winkelhaken gehoben werden. »Ein vollgesetzter Winkelhaken ist demnach gleichbedeutend mit einem G., und der Setzer pflegt nach Winkelhaken oder Griffen zu rechnen, wenn er beispielsweise dasjenige Quantum bezeichnen will, welches er im Verhältnis zur Kolumne entweder schon gesetzt oder noch zu setzen hat.«  Waldow.
3. die vom übrigen Satze beim Ablegen abgetrennten Zeilen (Marahrens a.a.O. S. 47). Beim Ablegen setzt der Setzer den Ablagespan »an den Kopf irgend einer Columne … an, und drückt mit dem Zeigefinger der linken Hand einige Zeilen gleich stark in gerader Linie gegen einander zusammen, und hebt solche währendem Zusammendrücken mit beyden Zeigefingern an beyden Händen zugleich geschwind in die Höhe, und setzt also dann diesen sogenannten G., welcher aus 6, 8 bis 10, auch wohl mehreren Zeilen bestehen kann, auf die linke Hand an den Ballen derselben an, und läßt ihn auf dem Mittelfinger und den diesem folgenden Fingern der linken Hand ruhen … Der Setzer muß nie zu viel Zeilen auf einmahl mit dem Ablegespahn auffassen, oder nie einen zu großen oder zu schweren Griff auf die Hand nehmen …«  Täubel s.v. Ablegen. – »den G. aufheben, auflegen, halten«.  Waldow s.v. Ablegen.

grob 

zur Unterscheidung von Schriftgraden, z.B. »Grobe Canon« (noch jetzt gebräuchlich) im Ggs. zu »Kleine Canon«.  Hornschuch 44, der es auch in Verbindung mit einer Schriftgattung hat, nämlich »Grobe Cursiv«. –  Pater 21. –  Ernesti 5ff.

Grotesque (franz.) 

Steinschrift, eine von der Egyptienne (s.d.) abstammende Schrift, die aber an Kopf und Fuß der Buchstaben keine übertretenden Teile hat.  Waldow.

Guß 

s. Gießzapfen.

Gußbart 

s. Bart.

Gußkehle 

ein Teil des Gießinstruments. »Guß-Kähle, wodurch der geschmoltzene Zeug gegossen wird.« Adrian Beiers Handlungs- Kunst- Berg- und Handwercks-Lexicon, Jena 1722 s.v. Schrifftgiesser.

Gußzapfen 

s. Gießzapfen.

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