B s. Ballenmeister. 1. »Die drucker mußen zuvoren
/ zween ballen han gemacht / von leder vnd woll, wilt horen.« Paul von der Aelst 1602 (bei Osk. Schade, Deutsche Handwerkslieder, Lpz. 1865
S. 29). – »Alsdann von Woll vnd Leder gut / Zween runde Ballen machen thut / Trägt auff den Fürniß« u.s.w. Der Edle Greiff bei Hornschuch 121. – »B., sind mit gesottenen Pferdehaaren [Ballenhaare bei Täubel] ausgestopfte lederne Küssen [Ballenleder bei Täubel] mit höltzernen Griffen [Ballhölzer; Täubel: Ballenhölzer], womit die Farbe auf die Formen zum Abdrucken aufgetragen wird.« Geßner-Hager, welcher außer »Ballhölzer« auch »Ballnägel« (Täubel: Ballennägel; – s. abbrechen 1.) als Stichwort hat. – »B., sind zwey Instrumente des Druckers, mit denen er die Farbe (Schwärze) auf die Forme, von welcher er Abdrücke machen soll, bringt oder aufträgt.« Täubel, welcher noch »Ballenmesser« (»mit diesem pflegt der Drucker die Ballen von dem Unrathe abzuputzen«) als besonderes Stichwort bringt. – Im Buchdrucker-Wappen hält ein Greif in beiden Klauen zwei übereinandergesetzte Ballen. – Seit Einführung der Leim-Sirup-Walzen bedienen sich die Buchdrucker der B. nicht mehr. Waldow. s.v.w. Ballenknecht (s.d.) von Eisen. Täubel. 1. »B.« Gveintz. – »B.,
sind zwey Höltzer, welche in der Preßwand eingemacht sind, worauf die Ballen gesetzet werden, wenn die Farbe auf die
Formen aufgetragen ist. Man braucht diese sonderlich wenn nur ein Drucker
an der Presse arbeitet.« Geßner-Hager. – … zwey runde Hölzer, … auf welchen die Ballen ruhen, wenn solche der Drucker nicht in den Händen hat …« Täubel. eine Verrichtung des Druckers, die sich zusammensetzte aus dem Abschlagen der Ballen (s. abschlagen 2.), dem Haarezausen (s.d.) und dem Aufschlagen der Ballen. Täubel. »Ballen-Meister«. Pater 14. – »Ballmeister, heißt derjenige, der sich um die Ballen bekümmert, und selbige in guten Stande erhält, damit ein guter Druck zum Vorschein gebracht wird.« Geßner-Hager. – »B.« Täubel. – »B. hieß zu der Zeit des Handpressendrucks, als die Auftragewalzen noch nicht in Brauch waren, der mit dem Auftragen der Farbe beschäftigte Drucker.« Waldow. – »Man nannte damals den an der Walze Stehenden auch Bachulke; diese Bezeichnung war aber wohl nur dann üblich, wenn der Betreffende kein gelernter Buchdrucker war.« Ders. s.v. Am Deckel stehen. »B., ist ein Eisen mit zwey Gewinden, worinnen der Deckel gehet, deren zwey sind, und am Karn angemacht seyn müssen.« Geßner-Hager. eines Buchstabens, Gußbart, das beim Gießen an den Köpfen der Buchstaben ausgeschossene (s. ausschießen 2.) Metall. Täubel s.v. Mundiren. – Sieh auch: Gießzapfen. s. Passage. diejenigen Schrifthöhen bezw. Kegel, welche weder in das französische, noch in die sogenannten Haussysteme der ältern Gießereien hineingehören, und teils durch mangelhafte Zurichtung seitens der Buchdruckereien, teils durch Versehen in den Gießereien entstanden sind. Waldow. s. Träger 1. an dem der Tiegel bei der Stanhopepresse befestigt ist. Waldow s.v. Handpresse d. s. anfeuchten. einnehmen. »Ist ein Anfangsbuchstabe … sehr groß, so daß sein Umfang oder seine etwanige Verzierung 3, 4 oder gar mehrere Zeilen der Schrift des Textes, den er anfängt, einnimmt, oder, wie die Setzer sagen: begreift …« Täubel s.v. Anfangsbuchstaben. s. Komma. s. makulieren. »B.« Jo. Henr. Alstedii Enzyclopaedia 1630 bei Wolf II 1054. – Gveintz. – »Ziehpengel«. Pater 14; aber auch »Bengel« 56 ö. u. »eiserne Stange oder Bengel« 56. – »B., ist ein Stab von Eisen [Bengeleisen], in der Spindel der Buchdruckerpresse eingemacht, womit die Presse zugezogen wird. Es ist selbiger forne, wo ihn der Drucker anfaßt, mit Holtz überzogen [Bengelscheide] und mit einem gegossenen Knopf von Bley [Bengelkopf] versehen.« Geßner-Hager. (Die in eckigen Klammern beigefügten Namen der Teile gibt Täubel s.v. Drucker-Instrumente an.) – »B., ist ein Bestandtheil einer Buchdruckerpresse, mit welchem der Drucker zum Abdruck zieht.« Täubel. – Waldow. – Andere Benennung: »Schwengel«. Hübners Natur- u.s.w. Lexicon, Leipzig (1. Aufl. 1712) 1766 s.v. Buchdruckerkunst. – »B. (Schwengel).« Täubel I, Anhang. 1. »B., ist ein Ausdruck, der in den Buchdruckereyen vorkommt,
wo die Gesellen stückweise arbeiten, und nicht in gewissen wöchentlichem Salare stehen, mithin alle verrichtete Arbeiten die Setzer nach gesetzten
Bogen, und die Drucker ihre gedruckten Auflagen nach dem 1000 accordmäßig berechnen, und darnach bezahlt bekommen.« Täubel. – »B., s.v.w. auf Stück arbeiten, nicht im gewissen Gelde setzen oder drucken, sondern ›im Berechnen‹, was in Druckereien, hauptsächlich bezüglich des Satzes von glattem Satz eingeführt ist.« Waldow. – Früher sagte man: »konsensweise« (s.d.). einen gefeuchteten Papierhaufen mittels eines auf das Feuchtbrett zu legenden Steines, des Beschwersteines. »Ihr feuchtet stets mit heissen Zähren / die Bogen eures Lebens an, / und last sie einen Stein beschwehren, / den nur der Tod erheben kan.« Vergleichg. d. menschl. Lebens mit d. Buchdr. b. Ernesti. – »b.« Geßner-Hager. – Täubel. – Waldow verweist auf »Feuchten«. » Blech, Besehe-Blech, ist ein Instrument der Schriftgießer, welches sie bey dem Justorio gebrauchen, um damit die Höhe des Kegels und Linie, so der Buchstabe haben soll, zu besehen.« Geßner-Hager. – Täubel, der auch noch das Stichwort »Beseheklötzchen« (worauf die zu untersuchenden Buchstaben verschiedener Kegel gelegt werden; dasselbe ist metallen und viereckig) hat. – Waldow, der ebenfalls noch »Besehklotz« hat. s. Korrektor. s. konfirmieren. »Im Stoßzeug dann mit grossen Summn Bestöst / daß sie ein Höh bekommn.« Der Edle Greiff bei Hornschuch 119. – »B., ist ein Instrument bey den Schriftgießern, welches aus Holtz bestehet, worinnen sie die gegossenenen Littern setzen und einkeilen, und mit dem dazu bereiteten Hobel bestossen.« Geßner-Hager. – Täubel s.v. Schriftgießer-Instrumente. – Waldow. frühere Benennung eines Schriftgrades, mit dem zuerst die Bibel gedruckt ist, anfangs s.v.w. Text, später s.v.w. Tertia. »Bibel- oder Textschrifft«. Hornschuch (1. Ausg.) 41. – »Text Fractur / oder B.« (Harsdörffer,) Gesprächspiele, Teil IV, Nürnberg 1644, S. 411. – »Bibel oder Tertia Fractur, Bibel Cursiv, Bibel oder Tertia Antiqua.« Redinger. – »Tertia oder Bibel Fractur, Bibel oder Tertia Antiqua.« Thun. s. Divis. s.v.w. Schmutztitel (s. Titel). »B., ist ein Gefäß von Kupfer gemacht, worinnen der Firniß gesotten wird.« Geßner-Hager. – »Farbesiedekessel (Farbeblase)«. Täubel s.v. Abkreischen. – »Firnißsiedkessel«. Ders. s.v. Farbesieden. »B., denselben braucht man in Druckereyen, die Kasten vom Staub damit zu reinigen.« Geßner-Hager. – Waldow s.v. Abstäuben. »B., ist der Deckel auf die Blase.« Geßner-Hager. s. Divisorium. s. Kustos. s. Pagina. s. Signatur 1. »Wie artig wissen die Drucker … im drucken die Farben zu temperiren, daß es nicht zu schwartz oder [nicht] bleich werde.« Redinger, Dedicatio. – »… damit die litern nicht bleich / sondern fein schwartz / rein und sauber / mit allen ihren Scharfirungen / sonder einige Putzen / in die Augen lauffen.« Pater 107. – Sieh auch: gelb. einen Bogen, ohne vorher Farbe auf die Form aufgetragen zu haben. Geßner 415. – »b.a.« u. »b. abdrucken«. Täubel s.v. Drucken. »Kann der Setzer in einem Manuskript ein oder mehrere Worte nicht lesen, oder nimmt er eine Auslassung wahr, so stellt er soviel Buchstaben, als die unleserlichen resp. fehlenden Worte ungefähr ausmachen können, auf den Kopf, er ›blockiert sie‹, damit das Fehlen derselben bei der Korrektur sofort bemerkt werde. Blockiert werden auch momentan fehlende Buchstaben auf so lange, bis sie ergänzt werden können.« Waldow. – Sieh auch: Fliegenkopf. s. Fundament. s.v.w. Einfassung (s. einfassen). Borgis od. Bourgois (franz., ›bürgerliche‹, d.i. gemeine Schrift) ein Schriftgrad. »Borgois Antiqua, und Cursiv Schrift, die mittelste zwischen Corpus und Petit, der Ordnung nach.« Geßner-Hager. – »Bourgis oder kleine Corpus Fractur«. Geßner. – »Borgois.« Täubel. – »B.« Waldow. eine Art Extraausgabe der Postulierenden (s.d.). »[Es soll] unter denen Gesellen aber der neuerlich eingeführte Mißbrauch, wegen der so genannten Braut, Verschenckung des Kindes, und was dergleichen mehr, allerdings und bey Straf eines Güldens, von ieder Ubertretung, abgestellt und verbothen sein.« Augsburger Buchdr.-Ordng. 1713 bei Werther 495. – Adrian Beier, Handlungs- Kunst- Berg- und Handwercks-Lexicon, Jena 1722, erwähnt »Braut-Lösungs-Gelder« aus Schusterakten vom J. 1703. s.v.w. Setzbrett (s.d.) – Bretter machen, den Satz auf Bretter stellen. ein Schriftgrad, mit welchem früher die Breviere (Gebetbücher der Geistlichen) gedruckt wurden. »Brevir.« Garzoni, Schawplatz, Übs. 1659 S. 967. – »B. oder Rheinländer«, in Fraktur, Schwabacher, Antiqua und Kursiv, zwischen Cicero und Korpus. Ernesti 2. – »Descendiain (Brevier).« Täubel s.v. Schriftkögel. »zu Weghauung der Brillen oder Absatz des Buchstabens.« Geßner-Hager s.v. Meisel. – »Brillen, es brillt sich, eine Redensart bey den Buchdruckern, ist dasjenige, wenn an der untersten Zeile der Columne der Abguß von den Buchstaben mit kommt.« Geßner-Hager. die am meisten gebrauchten Schriftgrade, die dem Buchdrucker »das Brot« bringen und mit denen er »Werke« setzt; Ggs.: Accidenzschriften. Waldow. »B., sind zwey Stückgen Bret, so in der Preßwand eingelassen sind, worinnen die Büchse gehet.« Geßner-Hager. – Täubel. »Opus, Werck oder Buch.« Redinger 67. – »B., dieses Wort hat verschiedene Bedeutungen. Braucht man es von reinem und noch nicht beschriebenem Pappier; So bedeutet es im Schreibpappier 24. Bogen, im Druckpappier aber 25. Bogen. [Vgl.: »ein Buch / oder Alphabet«. Pater 110.] Sonsten begreift man unter dem Wort B. die Schriften der Gelehrten, … weil man vormals seine Gedancken auf Rinden, Blätter, auch wohl gar auf geschlossenes Holtz von Buchsbäumen hat schreiben müssen …« Geßner-Hager. – »B., im allgemeinen jede aus mehrern Bogen bestehende Schrift sowohl wie mehrere zu einem Ganzen verbundene Blätter; im speciellen Bezeichnung für einen Teil oder Abschnitt eines gedruckten oder geschriebenen Buches.« Waldow. »B.« Hornschuch. – »B., ist hauptsächlich derjenige, welcher mit Buchdrucken umgehet. Die Arbeit, so dazu erfordert wird, ist zweyfach, dahero auch insgemein zwey besondere Personen darzu sind, nemlich ein Setzer und ein Drucker, unterdessen heisen sie dennoch überhaupt Buchdrucker …« Geßner-Hager. – Waldow, der das Buchdrucken definiert als »die Kunst, eine Handschrift mittelst beweglicher Lettern (Typen) in beliebiger Menge zu vervielfältigen«. – Sieh auch: Drucker. »Buchdruckerey (officina typographica).« Hornschuch. – »Officin«. – Pater 97. – »Drucker-Officinen«. Ders. 107. – »Officin«. Vergleichg. d. menschl. Lebens mit d. Buchdr. bei Ernesti. – »Buchdruckerey, officina typographica, ist derjenige Ort, oder Werckstadt, wo das zum drucken nöthige Geräthe in Ordnung gestellet, und das drucken verrichtet wird …« Geßner-Hager. – »Offizin«. Täubel ö. – »B. (Offizin)«. Waldow. s. Farbe. »Buchdrucker-Ordnungen, sind diejenigen Gesetze, die denen Buchdruckern von hohen Potentaten, oder Obrigkeiten ertheilet werden, wie sich selbige verhalten sollen …« Geßner-Hager. – Die »Dantziger Druckerey-Ordnung« von 1684 findet sich bei Pater 53f.; die kurf. sächs. Buchdruckerei-Ordnung für Leipzig und Wittenberg vom 1. April 1606, die erneuerte Frankfurter vom 9. Febr. 1660, die Nürnberger von 1673, die Augsburger von 1713 u.s.w. bei Werther und bei Geßner-Hager. s. Presse. s. Vorteil 1. s. Farbe. s. Presse. s. Farbe. s. Stock. »Büchs«. Gveintz. – »Büchse«. Ch. Vester, Löbl. Buchdrucker-Kunst, Halle ca. 1670, bei Wolf II 497. – »Die Büchse zeigt ein Loch …« Vergleichg. d. menschl. Lebens mit d. Buchdr. b. Ernesti. – »B., ist ein viereckigtes Holtz, durch welches die Spindel an der Presse gehet …« Geßner-Hager. – »B. (an einer sogenannten Büchsenpresse).« Täubel I, Anhang, der noch die Zusammensetzung »Büchsenkeile« s.v. Doppliren hat. Nach ebendemselben s.v. Drucker-Instrumente hatte man an älteren Buchdruckerpressen die Büchse mit dem holländischen Schloß an Stelle des späteren Stangenschlosses der sogen. Stangenpresse. – Eine messingene »B.« auch auf dem Tiegel der Hofmannschen Presse. Waldow s.v. Handpresse h. »Die [ersten] Buchstaben waren von Holtz geschnitten …« Dan. Specklin, Straßburger Chronik, zum J. 1440, bei Wolff II 29. – »B.« Hornschuch. – »nach der heutigen Manier gegoßene Typi, od. Buchstaben.« Pater 104. – »die litern oder Typos«. Ders. 107. – »Littern«. Vergleichg. d. menschl. Lebens mit d. Buchdr. b. Ernesti. – »B.« und »Littern«, auch »Lettern«. Geßner-Hager. – »Lettern« u. »Littern«. Täubel. – »Buchstaben, Typen, Lettern sind vierseitige Metallstäbchen in bestimmter Höhe, die, aufrecht stehend, auf ihrem Kopfende das Bild des betreffenden Schriftzeichens verkehrt in Relief tragen.« Waldow. – »Letter, Type, der in Schriftzeug verkörperte Buchstabe.« Ders. – Sieh auch: Schrift. s. Schriftgießer. »Bund-Stege«. Thun. – »die Bund- und andere Stege«. Ernesti 57. – »B., heißt derjenige Steg so zwischen den Columnen liegt, deren zweyerley breite und schmale sind.« Geßner-Hager. – »Der weiße Rand der Blätter darf nicht zu schmahl seyn, und da, wo das Blatt im Rücken gebunden oder geheftet wird, muß dasselbe auch nicht zu wenig Platz haben, damit man es beym Lesen nicht gleichsam mit Gewalt bis in den innersten Winkel aufbrechen darf, oder wie der Buchdrucker zu reden pflegt: der Bundsteg darf, besonders bey starken dicken Bänden, nicht zu schmahl seyn.« Täubel II, Vorrede S. V. – »Bundstege«. Ders. s.v. Stege. – »B. heißt das Füllmaterial für den Raum zwischen den Kolumnen von Oktav-, Sedez- &c. Formen, durch dessen Mitte die heftende Nadel des Buchbinders geht, und hat diesem Umstande auch gewiß seinen Namen zu verdanken.« Waldow. s. Punzen. Herstellung eines Abzuges mittels eine Bürste, meist für Korrekturen. Waldow |
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