D

Dächelchen 

»Die Buchstaben mit dem D. oder Hute, les lettres circonflexes.«  Geßner, Deutsch-franz. Kunstwörterverzeichnis. – »Buchstaben, die mit dem gewöhnlich sogenannten Tächelchen oder Hute, nämlich â, ê, î, ô, û« u.s.w.  Täubel, Deutsch-franz. Kunstwörterverzeichnis.

Decke 

s. Krone.

Deckel 

»D.« Jo. Henr. Alstedii Encyclopaedia 1630 bei Wolf II 1054. – Vergleichg. d. menschl. Lebens mit d. Buchdr. bei Ernesti. – »… thut er den D. fast wie ein Fenster auf und nimmt den gedruckten Bogen heraus.«  Pater 57. – »D., ist ein viereckigter Rahm von Holtz mit einer Pergament-Haut überzogen, worinnen noch ein anderer gleiches Namens, von Maculatur liegt. Es wird selbiger über die Forme beym Abdrucke geschlagen.«  Geßner-Hager. – »… Man hat zweyerley Deckel bey der Presse, erstlich den großen D., welcher am Karne durch seine Gewinde oder durch die beyden sogenannten Deckelbänder (Charniere) befestigt ist; und den kleinen D., den man gewöhnlich den Einlege-Deckel nennt. Der große D. ist aus drey Leisten von trockenem harten Holze zusammengefügt; statt der vierten Leiste ist ein sogenanntes eisernes … Band, gemeiniglich Stange genannt, welches das länglichte Viereck des Deckels zuschließt und bildet …«  Täubel, der auch die Zusammensetzungen «Deckelrahme«, »Deckelstange« und »Deckelüberzug« hat. – »D.«  Waldow s.v. Handpresse o, der den Einlegedeckel »Tympan« nennt, womit die Franzosen den Deckel überhaupt bezeichnen (sie unterscheiden le grand und le petit tympan; sonst bedeutet t. bei ihnen Trommelfell, es stammt ürspr. aus dem Griechischen, wo τύμπανον s.v.w. Pauke ist). – »am Deckel stehen«.  Täubel s.v. Auslegen. – A. D. st. wird von dem Drucker an der Handpresse gesagt, welcher die Bogen auf den Deckel legt (einsticht), zieht und wieder auslegt … Man nannte ihn auch Preßmeister.«  Waldow s.v. Am D. st.

Deckelschnalle 

s. Schnalle.

Deckelstuhl 

s. Galgen.

Dedikation (lat.) 

»Dedicatio«.  Hornschuch.  Redinger. – »Dedication«.  Geßner 377.  Täubel. – »D., die Widmung eines Werkes an eine bestimmte Persönlichkeit.«  Waldow, der davon die »Zuschrift oder Anrede«, von der nicht jede D. begleitet ist, unterscheidet. – Verdeutschungen: »Zuschrifft«.  Vietor.  Geßner-Hager s.v. Dedications-Vignetten.  Geßner vor seinem Werke. – »Zueignungsschrift«.  Geßner u.  Täubel in den deutsch-ital. Kunstwörterverzeichnissen. – »Zueignungsschrift«.  Täubel.

Defekt (lat.) 

»Defect, heißet nicht nur dasjenige, was an einem Dinge fehlet, sondern auch die Sache selbst, welcher einer oder mehrere von ihren Theilen fehlen, daß sie nicht vollkommen genennet werden kan. Dergleichen Unvollkommenheiten finden sich an Schriften, Rechnungen, Büchern, &c.«  Geßner-Hager. – »Schrifftgiesser betrügen: … … Wenn sie mit Fleiß Defecte giessen, nehmlich einen Buchstaben in grosser, den andern in kleiner Menge, damit man nur desto mehr nachgiessen lassen muß und sie viel Giesser-Lohn überkommen.« Hönn, Betrugs-Lexicon (1720. 1730) 1753 S. 407. – »Wenn in einer Buchdruckerey eine Schrift von diesen oder jenen Buchstaben zu wenig gegossen worden, so heißt es: zu dieser Schrift muß noch ein Defect nachgegossen werden.«  Täubel s.v. Defectzettel. – »Defekte: 1. die beim Einlegen einer neuen Schrift übrig gebliebenen Buchstaben; 2. die später beim Setzen als überflüssig ausgerafften Buchstaben; 3. diejenigen Buchstaben, welche sich bei einer neuen Schrift als fehlend herausstellen oder zu wenig vorhanden sind und bei der Gießerei nachbestellt werden müssen; 4. bisweilen auch s.v.w. Defektbogen (s.d.).«  Waldow. – Defekte Buchstaben s.v.w. beschädigte B.  Ders.

Defektbogen 

»Defectbogen … [heißen] die Bogen, welche vom Zuschusse [s.d.], nachdem alle Exemplare completirt sind, noch übrig bleiben, und noch rein und gut sind, … damit wenn etwa Bogen aus einem ganzen Exemplare beschmuzt werden oder verloren gehen, man vielleicht ein solches aus dem Päckchen D. wieder ergänzen kann.«  Täubel. – »D., die überschüssigen Exemplare der Auflage eines Werkes, welche dem Auftraggeber zugestellt werden müssen.«  Waldow.

Defektkasten 

»Defectkasten, nennt der Setzer einen Schriftkasten, in welchen derselbe verschiedene ihm in einer Schriftgattung übrige oder überflüßige Buchstaben hinein legt, bis er solche etwa in Gebrauch nehmen muß.«  Täubel. – »D.«  Waldow.

Defektzettel 

»Defectzettel, nennt der Buchdrucker einen Zettel, auf welchen derselbe dem Schriftgießer vorschreibt, welche Buchstaben er ihm zu einer Schrift, die er ihm gegossen hat, nachgießen soll …«  Täubel. – »D.«  Waldow.

deleatur (lat., ›es werde getilgt‹) 

»… bis endlich gar der Tod sein deleatur schreibet«. Vergleichg. d. menschl. Lebens mit d. Buchdr. b. Ernesti. – »… Und euer Heil und Glück [müsse] kein Deleatur wissen.« J. Chph. Heergart, Postulatgedicht, Langensalza 1717. – »Wenn ein Wort doppelt gesetzet wäre, wird das eine durchstrichen, und mit neben stehendem deleatur angezeiget …«  Ernesti zu S. 48, Rückseite. – Die Abkürzung davon als Korrekturzeichen schon bei  Hornschuch 17, der verdeutschend »auszuthun« schreibt.

Deposition (lat.) 

Die D. war ursprünglich ein studentischer Brauch und wurde infolge der engen Beziehungen, in denen die Buchdruckereien der früheren Zeit zu den Universitäten standen, auch von den Druckern angenommen. Vgl. Paulus de Vise, Depositio Cornuti, 1621, Prologus:
»So habn die lieben Alten auch /
Gemacht einen feinen Gebrauch /
Dieweil der so da wil studirn /
Sich muß zuvor lahn deponirn:
Vnd nun ein Drucker vnn Student
Gehört unter ein Regiment,
Vnn sein Wandel stets bey jn fürt /
Werd er billich auch deponirt«;
desgl. heißt es im Edlen Greiff bei Hornschuch 128:
» Halten sich zun Studenten schon /
Befreyet durch des Keysers Thron / …
Ja sie auch die Freyheiten führn /
Daß sie jhr Jungen deponirn,
Damit sie können ohn gefehrdn /
Für Gsellen denn gerühmet werdn.«
Auch  Geßner-Hager geht bei der Erklärung des Wortes D. von dem stutentischen Brauch aus: »D., war ehedessen auf hohen Schulen ein wunderlicher Gebrauch, da man die neu angekommenen Studenten durch einen besonders darzu bestellten Mann, welcher Depositor hiese, auf allerhand Art und Weise ihres Amtes erinnern, und ihrem Hochmuth Einhalt thun wollte. Heut zu Tage ist dieser Gebrauch wegen des grosen Mißbrauchs auf den meisten hohen Schulen abgeschaft, und ein jeder neuer Ankömmling wird damit, gegen Erlegung eines gewissen Geldes, verschont. Bey Buchdruckereyen ist gleichsam noch ein Überbleibsel davon bey Bestätigung eines neuen Gesellens. Das Absehen dabey ist, daß ein jeder, der den Namen eines Gesellen mit Ehren führen will, die Laster der Jugend und alle grobe Sitten ablegen, hingegen der Tugend und nützlichen Wissenschaften sich Zeit Lebens mit allem Ernst widmen soll …« Ja, nach Wilh. Fabricius, Die Akademische Deposition, Freiburger Diss., Frkf. a.M. 1895 S. 64f., »hat die akademische Deposition direct der Buchdruckerdeposition zum Vorbild gedient. Das ist auch ganz natürlich. Die Buchdruckerkunst ist erst im späten Mittelalter neu aufgekommen; ihre Jünger konnten also nicht an die Gebräuche verwandter Zünfte – die es nicht gab, denn die Briefmaler und Holzschneider bildeten keine solche – anknüpfen. Vielmehr lag es für sie nahe, enge Fühlung mit den akademischen Kreisen zu nehmen, da die Buchdrucker sich von Anfang an, mit mehr oder weniger Recht, zu den Gelehrten zählten und, sofern sie in Universitätsstädten arbeiteten, auch akademische Bürger waren … Jetzt erinnert nur noch der Titel ›Universitätsbuchdrucker‹ daran.«

Es giebt mehrere für Buchdrucker geschriebene und von ihnen aufgeführte Depositionsspiele. Die verschiedenen Ausgaben hat Karl Theodor Gaedertz in den Akademischen Blättern (hrsg. v. O. Sievers, Braunschweig 1884. S. 385ff. u. 441ff.) in ihrem Verhältnis zu einander beleuchtet, auch ebenda die beiden ältesten zum Abdruck gebracht, nämlich die »Depositio Cornuti« des Danziger »Typotheta« Paulus de Vise vom Jahre 1621 und das darauf im wesentlichen fußende Depositionsspiel des Dichters Johann Rist unter demselben Haupttitel aus dem Jahre 1655 (Lüneburg)/1/. Beide bieten ein Gemisch von hoch- und niederdeutschen Reimen dar; das Niederdeutsche bleibt jedoch auf die Rede des Knechts beschränkt. (»Seine Verrichtung besteht darinnen, daß er dem Depositori den Cornuten überbringen muß« u.s.w.  Geßner-Hager.) Von den späteren Ausgaben bringt die Innsbrucker vom J. 1672 zum ersten Male eine ziemlich wörtliche hochdeutsche Übersetzung der niederdeutschen Rede des Knechts, wie sich letztere bei Rist findet, von dem die »von etlichen Kunst-liebenden vermehrte« Ausgabe übrigens darin abweicht, daß sie, abgesehen von einigen Fortlassungen, einen Auszug aus des »Herrn M. Phil. Caes. [d.i. Philipp von Zesen] Gebundener Lob-Rede«, sowie »Deß Vice-Knechts oder Monsieur Sausewinds/2/ lächerliche Vorred«, diese in Anlehnung an de Vise’s »Beschluß«, enthält. Das dann folgende Depositionsspiel (Frkf. a.M. 1677), welches auch Jakob Redingers »Format-Büchlein« (Frkf. a.M. 1679) angehängt ist, bildet eine Kombination der Ausgaben von 1655 u. 1672; es bringt die Rede des Knechts auf niederdeutsch mit in Klammern darunter gesetzter Übertragung. In dem Schmatzens »Format-Buch« (Sulzbach 1684) angehängten Depositionsspiel ist die Rede des Knechts ebenfalls auf nieder- und hochdeutsch gegeben, nur mit dem Unterschiede, daß das Hochdeutsche jedesmal vorangestellt ist; neu sind die beiden Prosastücke »Ein andere Prologi« und »Ein andere Abdanckung«. In der Ausgabe vom J. 1714 (Lübeck, bei Samuel Struck) ist das Hochdeutsche in Klammern neben das Niederdeutsche gesetzt; sonst ist die Sulzbacher Ausgabe zu Grunde gelegt. Das Ernesti’s »Wol-eingerichteter Buchdruckerey« (Nürnberg 1721) angehängte Depositionsspiel giebt in der Hauptsache den Wortlaut der Ausgabe von 1714 wieder; nur ist hier das Hochdeutsche vorangestellt, und neu sind ein Lied als Vorrede und eine Abdankung in Reimen. Dagegen ist die Geßners »in der Buchdruckerei wohl unterrichtetem Lehr-Jungen« (Leipzig 1743) mitgegebene Depositio ganz hochdeutsch, auch sonst ist sie gekürzt, der gereimten schließt sich aber eine »Depositio in ungebundener Rede« an. Schließlich erwähnt Gaedertz noch einen Druck o.O.u.J., welcher der letzte sein dürfte; er ist ganz hochdeutsch und in Alexandrinern abgefaßt und stellt sich als eine gekürzte, freie Bearbeitung des Ristschen Stückes dar.

In diesen Depositonsspielen findet sich nicht nur der Hauptakt der akademischen D., »das Abstoßen oder Abhauen aufgesetzter Hörner (cornuum depositio)« [Oskar Schade im Weimarischen Jahrbuch, Bd. VI, Hannover 1857, S. 323], wovon die D. ihren Namen erhalten, wieder, sondern auch all die anderen Quälereien, denen sich der Bean auf Universitäten unterziehen mußte. Der Brief der Braut an den jungen Gesellen, welchen Schade (a.a.O., S. 358 u. 379) aus dem Briefe der Mutter an den jungen Studenten, der hie und da bei akademischen Depositionen zur Verlesung kam, hervorgegangen sein läßt, hat sein nächstes Vorbild in dem Liebesbriefe, den die Schilderung einer studentischen Deposition in Alb. Wichgrevius’ Cornelius relegatus v.J. 1600 erwähnt (Fabricius a.a.O. S. 53). Auch die Beichte und darauf erfolgende Absolution, ja die Taufe [mit Namengebung], welch letztere als solche auf deutschen Universitäten an den Beanen nicht vorgenommen zu sein scheint (vgl. Fabricius a.a.O. S. 40 u. 66f.), finden sich noch deutlich ausgeprägt am Schlusse des ältesten Depositionsspieles vom J. 1621. Dagegen vermeiden Rist und seine Nachfolger die an kirchliche Einrichtungen erinnernden Ausdrücke und gebrauchen z.B. für »taufen«: »mit Wasser besprengen«. Ebenso treten an die Stelle der Personen des ältesten Spieles: »Der Pfaff« und »Beyde Paten« seit Rist »der Lehrmeister« und »die Zeugen«; nur das letzte Depositionsspiel o.O.u.J., sowie die »Rede bei der Aufnahme eines neupostulirten Buchdrucker-Gesellen« (bei G. Hayn, Das Postulat der Buchdrucker-Gesellen, Berlin 1802) haben wieder die Person des »Pfaffen«, der aber nicht mehr die Funktionen eines solchen ausübt, sondern bloß dem Namen nach vom Lehrmeister verschieden ist; und der »Pate« findet sich noch in einem Postulatgedicht vom J. 1702, das ich unter die Beilagen aufgenommen habe. Die akademische D., welche noch vor 1750 (vgl. Fabricius a.a.O. S. 72) allgemein abgeschafft war, wurde nicht lange von der typographischen D. überlebt. Auch gegen die Mißbräuche der letztern erließen die Behörden wiederholt eindringliche Verfügungen. So untersagt eine Entscheidung des Leipziger Rats wegen Verschenkung der Postulate vom 28. Nov. 1704 (bei Werther 193) nochmals die »Deposition und andere ärgerliche und verbothene Ceremonien vor Ihnen allen (gestalt die Privat-Postulate welche in einer Officin alleine unter denen allda in Arbeit stehenden Gesellen, oder auch mit Zuziehung etlicher anderer vorgenommen worden, hierdurch gäntzlich cassiret, und abgeschafft werden) …« Zwar gab Hier. Joh. Struck eine »Formel, nach welcher das deutsche Buchdrucker-Postulat in Stralsund von der dasigen Gesellschaft an Zwey geprüfte Liebhaber dieser Kunst am 8ten August 1764 öffentlich ertheilet worden«, heraus; allein die Deposition geschah, wie es dort ausdrücklich heißt, »nach einem längst verjährten Gebrauch«. Das Ganze ist, nach Gaedertz a.a.O. S. 468, ein Gespräch ohne dramatisches Leben. Nach ebendemselben erschienen noch 1777 »Reden bey der Aufnahme eines ueuen <sic!> Mitgliedes in die Buchdruckergesellschaft« o.O. (wieder abgedruckt bei Täubel, Bd. II) und 1802 eine »Rede« u.s.w. bei Hayn (s. oben), welcher indes in einer »vollständigen Übersicht des in einigen Provinzen Deutschlands annoch üblichen Postulats« erklärt, jeder gebildetere Neupostulierte finde das Postulat überflüssig, lächerlich und abgeschmackt u.s.w. Als letzter Rest der D. ist das »Gautschen« (s.d.) anzusehen. – Sieh auch die Artikel: konfirmieren, Kornut, Kranzjungfer, Postulat, Taufpfennig.

/1/ Einen Neudruck des letztern fügte Gaedertz auch seiner Schrift »Gebrüder Stern und Ristens Depositionspiel« (Lüneburg 1886) bei und erläuterte ihn durch Abbildung der »Postulatsgeräthe«.

/2/ Die Person des »Sausewind« findet sich schon in Rist’s »Friede wünschendem Teutschland«.

deputierter Geselle 

s. Assessor.

Descendiain (franz.) 

frühere Benennung eines zwischen Cicero und Korpus liegenden Schriftkegels und Schriftgrades. »D.-Kegel.«  Geßner-Hager I 2) 151. – »D.-Fractur«.  Geßner. – »D. (Brevier)«.  Täubel s.v. Schriftkögel.

Diamant (franz.) 

einer der kleinsten Schriftgrade, von 4 Punkten. »Minores vel minimos typos, quos vulgo Rubin et Diamant vocant, ordine hic recensere haud lubet, quandoquidem illi magis à Belgis, quam à Germanis usurpantur.« Gütner 1661 bei Wolf II 419. – »D.«  Waldow

Direktor 

s. Faktor.

Distinktionszeichen 

s. Interpunktion.

Divis (lat.) 

›Teilungszeichen‹, Bindestrich, u. Trennungszeichen. »Wenn ein diviß zu Ende der Linien / die ein Wort nicht gantz hat begreiffen können / seyn sol …«  Hornschuch 18. – »Mittelstrichlein-« (Harsdörffer,) Gesprächspiele, Teil IV, Nürnberg 1644, S. 412. – »das Divis- oder –, la Division«.  Geßner, Deutsch-franz. Kunstwörterverzeichnis, wo er auch das Stichwort »Theilungs-Zeichen« hat. – »Divis (Theilungszeichen)« u.s.w.  Täubel, Deutsch-franz. Kunstwörterverz. – »Divise«.  Ders. s.v. Durchschießen (der Zeilen). – »Das D. ist eine Errungenschaft erst der spätern Zeit und dient zum Abbrechen der Worte von einer Zeile zur andern, sowie zum Verbinden der sogenannten Kuppelwörter.«  Waldow. – Sieh auch: Hyphen.

Divisorium (lat.) 

»Diviß«.  Gveintz. – »Divisorium«. (Harsdörffer,) Gesprächspiele, Teil IV, Nürnbg. 1644, S. 412. – »… und befestiget solches [das Exemplar] mit dem Divisorio, welches wie ein Buchhalter zwey Zancken hat«.  Geßner-Hager s.v. Tenackel. – »Divisorium, ist ein gabelförmiges hölzernes Werkzeug, welches dem Setzer das Manuscript, von welchem er setzt, auf dem Tenakel, den er vor sich auf dem Schriftkasten stecken hat, fest hält; er kann solches auf und niederwärts rücken; man nennt es auch den Blatthalter.«  Täubel, der auch s.v. Setzer-Instrumente »D. oder Blatthalter« hat, während er s.v. Anführen den Tenakel »Blatthalter«, das D. aber »Zeilenweiser« zubenennt, welches er ferner I, Anhang mit »Abtheiler« übersetzt. – »Das D. dient als Halter des Manuskripts, aber auch als Zeiger, indem es dem Setzer diejenige Stelle andeutet, wo er augenblicklich zu setzen hat.«  Waldow s.v. Tenakel. – Im Französischen bedeutet visorium (mit abgeworfener erster Silbe) nicht D., sondern Tenakel.

Donatschrift 

s. Fibelschrift.

Doppelmittel 

ein zwischen Kanon und Text liegender Schriftgrad von der doppelten Stärke der Mittel, also von 28 Punkten. »doppelt Mittel«. Namen der Schriften, aus Zesens Lobrede (1642) theils genommen (bei Thun). – »duppel Mittel«. Ch. Vester, Löbl. Buchdrucker-Kunst, Halle ca. 1670, bei Wolf II 498. – »Doppel-Mittel«.  Pater 23. – »Roman oder doppel Mittel«.  Ders. 42. – »Doppelte Mittel oder Roman«.  Thun. – »Doppel-Mittel-Schrift«.  Geßner-Hager. – »Doppelmittel«.  Täubel.  Waldow.

dopplieren 

s. duplieren.

Dreck 

»vulgärer technischer Gesamtausdruck für die bei der Arbeit des Setzens sich einstellenden mannigfachen Nachteile, z.B. für Satz, den man zum Zweck des Wiedergebrauchs zurückgestellt hat und den man dann doch nicht verwenden kann, sondern der neu gesetzt werden muß, ferner für Satz von schlechtem Manuskript, für einen kleinen Teil Satz, in welchem viel Abkürzungen und Ziffern vorkommen, der aber, weil der übrige größere Teil glatter Satz ist, nicht höher berechnet werden kann, u.s.w.«  Waldow. – Vgl. auch: »den Karn in Koth verschieben« (s. Karren).

Druck 

»D., ist zweyerley Schöndruck [s.d.] und Wiederdruck [s.d.] …«  Geßner-Hager. – »Je nach Form der druckenden Flächen hat man es mit Tiegel-D. oder Cylinder-D. zu thun.«  Waldow.

drucken 

daneben im 16. u. 17. Jahrh. »drücken« (wovon »d.« eigtl. die oberdeutsche Entsprechung ist), auch »trucken« und »trücken«. – »trucken« ausschließlich im »Bericht Von Erfindung Der BuchTruckerey In Straßburg« vom Jahre 1640; dagegen vorwiegend »drucken« im »Jubilaeum Typographorum Lipsiensium« aus demselben Jahre. – Niedersächsisch: prenten, Prenterey (vgl. engl. to print, gekürzt aus imprint). Pet. Schöffer am Ende der von ihm gedruckten Sächs. Chronik v.J. 1492 (bei Wolf II 694).

Drucker 

»D.« u. »Setzer« werden unterschieden in dem Liede von Jörg Busch aus dem 16. Jahrh. (bei Osk. Schade, Deutsche Handwerkslieder, Lpz. 1865 S. 25). – »… Diese [vom Setzer hergerichtete] Forme nimmt der eigentlich also genannte D., bringet sie in die Presse, und leget sie auf das Fundament. Hierauf trägt sein Gehülfe, weilen derselben insgemein zwey bei einer Presse sind [s. Ballenmeister und Preßmeister], die Farbe mit den Ballen auf die Forme, nachdem er solche vom Farbenstein genommen, ist dieses geschehen, so legt er einen angefeuchteten reinen Bogen in den Deckel, schlägt derselben über die Forme, schiebt die Forme unter den Tiegel, und setzt dieselbe durch Anziehung des Bengels starck darauf, wodurch sich alsdenn die Schrift auf dem Pappier abdruckt …«  Geßner-Hager s.v. Buchdrucker. – »Seitdem die Schnellpresse erfunden worden, heißt diejenige Klasse der D.-Gehülfen, welchen die Leitung des Drucks auf denselben obliegt, Maschinenmeister, während der Name D. speciell für diejenigen, welchen der Druck auf der Handpresse obliegt, verblieben ist.«  Waldow. – Sieh auch: Buchdrucker.

Druckereibuch 

s. aufdingen.

Druckereiordnung 

s. Buchdruckerordnung.

Druckereivorteil 

s. Vorteil 1.

Druckerfarbe, Druckerfirnis 

s. Farbe.

Druckeroffizin 

s. Buchdruckerei.

Druckerschwärze 

s. Farbe.

Druckesel 

s. Esel 2.

Druckfarbe 

s. Farbe.

Druckfehler 

Das Wort findet sich noch nicht bei  Hornschuch; derselbe spricht in der Dedikation von »den Druckervitiis vnd Erraten« u. S. 9 von »Erraten, vnd Fähler«, und giebt S. 33. die Erklärung: »die errata typographica, das ist / die jenigen / so aus Irrthumb vnd Vnfleiß der Setzer … sich ereignen.« Desgleichen sagt (Harsdörffer,) Gesprächspiele, Teil IV, Nürnbg. 1644, S. 413 nur: »die Fehler bezeichnen«. Dagegen findet sich »Druck-Fehler« in der Danziger Druckerey-Ordnung vom J. 1684 bei Pater 53, ferner bei  Geßner-Hager, der auch »Errata« hat, und  Täubel. Der letztere hat auch »Setzfehler« (s.v. Abziehen u. Setzer), welcher Ausdruck entschieden den Vorzug verdient, wenigstens für die von den Setzern gemachten Fehler, die wir gewöhnlich unter D. verstehen. D. ist indessen, nach  Waldow, die »Gesamtbenennung aller der Irrtümer und Versehen, welche in einem bereits fertigen Drucke stehengeblieben sind«, also auch solcher Fehler, die nicht dem Setzer zur Last fallen, sondern dem Drucker oder dem Autor bezw. dessen Stellvertreter.

druckfertig 

heißt ein Bogen, der, nach ausgeführter letzter Korrektur oder Revision, ohne weitere Änderungen gedruckt werden kann. – Sieh auch: imprimatur.

Druckpresse 

s. Presse.

dublieren 

s. duplieren.

Duerne (lat.) 

»Duern, oder zwen in einander gehörige Bögen [in Folio].  Vietor 2. – «Duerne« [in Folio u. Quart].  Geßner-Hager I 2) 3. 5. – »Duern-Format in Folio, heißt, wenn zwey Bogen in Folio-Format auf zwey Bretern so ausgeschossen werden, daß solche nach dem Abdrucke ineinander gelegt und also leicht geheftet und ordentlich nacheinander gelesen werden können, statt daß solche gewöhnlich hintereinander, oder einer hinter dem andern, gefalzt und geheftet werden.«  Täubel. – »Duern«.  Waldow s.v. Folio-Format.

Duodez (lat.) 

das ›Zwölfer‹-Format, bei dem der Bogen in 12 Blätter gebrochen ist, also 24 Seiten hat. »in duodecimo«.  Hornschuch.  Vietor. – »in Duodetz«.  Pater 111. – »Duodez«.  Geßner-Hager.  Täubel.  Waldow. – In übertragener Bedeutung: »einige duodec Männergen« d.i. Männer von kleiner Gestalt. J. A. Bernhard, Curieuse Historie derer Gelehrten, Frkf. 1718 S. 113. – »Ein Kerl in Duodez, ein Narr in Folio«. J. Ch. Günther, Gedichte 1735, S. 492 Anm. – »Duodezmonarchie«. K. Jul. Weber, Demokritos, Bd. VII (S. 204 u. 225 der 7. Aufl.).

duplieren (lat., ›verdoppeln‹) 

»Duplirt, Duppliren, … wenn der Bogen bey dem Abdruck doppelt erscheint, welches daher kommt, wann etwa der Deckel sich hin und wieder ruckt, oder der Drucker zu viel Pappier in demselben eingestochen hat, daß er es mit Gewalt unter den Tiegel zwingen muß.«  Geßner-Hager. – »das Schmützen oder Doppliren.«  Geßner 414. – »Doppliren, heißt: wenn im Drucke ein Wort, eine Zeile, oder gar eine ganze Seite gleichsam doppelt gedruckt erscheint, wodurch es unleserlich wird.«  Täubel. – »Dublieren [von franz. doubler], das Nebenschattieren von Buchstaben, Linien und Punkten.«  Waldow. – Vgl.: schmitzen.

durchgehend 

Ggs.: gespalten (s.d.).

durchschießen 

»D. … Wenn in einem Werke Wörter vorkommen, die sich im Texte vor den andern auszeichnen oder mehr ins Auge fallen sollen, so hat man die Gewohnheit eingeführt, zwischen die Buchstaben solcher Wörter gleiche Spatien [s.d.] zu setzen … – D. der Zeilen, heißt: wenn zwischen jede Zeile eine Quadratzeile gesetzt wird … Diese Quadratzeilen bilden einen weißen Raum, und machen den Text eines Buches leserlicher …«  Täubel. – »D., Zeilen durch gleichmäßiges Zwischenlegen von Durchschuß (s.d.) weiter voneinander entfernt halten.«  Waldow.

Durchschuß 

»lange und kürzere Durchschießlinien (Regletten)«.  Täubel s.v. Ausschließungen. – »D., Gesamtbenennung für diejenigen schwachen Bleistücke, welche zum Durchschießen von Satz dienen oder als Zwischenschlag (s.d.) zur Verwendung kommen. Es giebt Stückdurchschuß in kleinern Längen, sowie D. in längern Stücken, Regletten genannt.«  Waldow.

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