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T Die Zusammenstellung der Vokale und Konsonanten aber, in welcher das Ohr eine Übereinstimmung mit dem Sinn der Worte vernimmt, heißt Tonausdruck. K. versteht diesen zuweilen unter dem Wohlklange mit, wie Str. 4 [von Der Bach]) Beispiele finden sich in allen guten Dichtern auch vor K-s Zeiten, doch fallen sie zuweilen ins Spielende, bei K. sind sie immer edel und treffend. Vgl. z.B. die Ode der Geschmack Str. 5. 6. Den Zusammenstoß häufiger Konsonanten und rauhe, harte Sylben kann der Tonausdruck in vielen Fällen sowohl fordern, als er in andern fließende Vokale, weiche, sanfte Töne verlangt. [Klopstock’s Oden und Elegien, Bd.2, 137 (Anm.)] »Die Bewegung der Worte ist entweder langsam, oder schnell. Sie hat, von dieser Seite angesehn, Zeitausdruck. Dieser bezeichnet vornämlich Sinnliches, und dann auch gewisse Beschaffenheiten der Empfindung und der Leidenschaft.« Die Bewegung der Worte muß aber auch von einer anderen Seite angesehn werden. Die Längen und Kürzen haben nämlich solche übereinstimmende, oder abstechende Verhältnisse unter einander, daß selbst das Ohr des Unachtsamen aufmerksam darauf wird. […] Die Bewegung von dieser Seite angesehn hat Tonverhalt. […] Die Gegenstände des Tonverhalts sind gewisse Beschaffenheiten der Empfindung und der Leidenschaft, und was etwa durch ihn vom Sinnlichen kann ausgedrückt werden.« [Vom deutschen Hexameter, X 127f.] »Ein Fuß hat nur einen Zeitausdruck. Ein Abschnitt oder Theil eines Verses kann den Zeitausdruck ähnlich erhalten, oder ihn in den Graden vermehren, und vermindern, oder auch sein Langsames mit dem Schnellen abwechseln lassen. Im Verse finden diese Veränderungen statt, auch im Perioden in Beziehung der Abschnitte oder der Verse auf einander, nachdem entweder diese oder jene die Theile des Perioden sind. Was den Tonverhalt anlangt, so vergleicht das Ohr in den Füßen: Sylben mit Sylben; in den Abschnitten oder Versen: Füße mit Füßen; und in den Perioden: entweder Abschnitte mit Abschnitten, oder Verse mit Versen. Die Abschnitte, Verse, und Perioden können auch den Tonverhalt ähnlich erhalten, oder ihn in den Graden nach vermehren und vermindern, oder auch sein Übereinstimmendes und Abstechendes abwechseln lassen. Zeitausdruck und Tonverhalt sind immer zusammen, und wirken daher zugleich; doch das letzte unter der Einschränkung, daß keiner von beiden merklich stärker, als der andere sey. Denn in diesem Falle hört die Wirkung des Schwächeren auf.« [Vom deutschen Hexameter, X 128f.] Alles, was die Sprache sagen kann, sagt sie, durch den Wortsinn, in so fern nämlich die Wörter, als zu Zeichen gewählte Töne, einen gewissen Inhalt haben, ohne dabei auf den Klang, und die Bewegung dieser Töne zu sehen; durch den Zeitausdruck, in so fern die Bewegung, und durch den Tonverhalt, in so fern der Wohlklang ausdrücken hilft. [Vom gleichen Verse, X 18] »Tieferen Quellen entströmt sie. Erst wenige Zeit, da der eine Quell Noch in Sand floß, sich verlor. Säumend jetzt, Und mit Eil hallte der jetzt aus dem Geklüft; […] Sage verbreitet, es schweb’ umher, Wie Griechengestalten, bey Nacht am Quell; Und behorcht werde sein Fall. werd’ es, wenn Der Erguß tönet Verein, Gegenklang rauscht.« [O.2, 54f., ›Die deutsche Sprache‹] [In den Anmerkungen zu ›Die deutsche Sprache‹]: »›Säumend jetzt‹, Das Silbenmaß hat theils Zeitausdruck, langsamen oder schnellen, theils Tonverhalt, der entweder übereinstimmend, oder konstatierend ist. (xxxx. xxxx) In dieser Strophe [›Tieferen Quellen…‹] ist von dem Zeitausdruck die Rede, in der vorletzten [›Sage verbreitet…‹] vom Tonverhalte.« [O.2, 170, Anm. ›Die deutsche Sprache‹] Dieser [der Zeitausdruck] hat viele Grade; zwischen dem Langsamten und Schnellsten sind Mittelstufen, und der Dichter muß das Langsamere vom Langsamsten; und das Schnellere vom Schnellsten zu unterscheiden wissen. Der Zeitausdruck also hilft ihm teils das ausdrücken, was für die Sinne, das Auge und das Ohr, langsam oder schnell ist, teils auch gewisse Beschaffenheiten der Leidenschaften; denn diese Bewegungen unsrer Seele haben ebenfalls den Charakter entweder der Geschwindigkeit, wie Zorn, Rache, oder der Langsamkeit, wie Furcht und Traurigkeit. Wenn aber die Bewegung der Worte außer dem Begriff von Zeit, außer dem Geschwinden und Langsamen noch gewisse andere Beschaffenheiten der Sache ausdrücken hilft, so heißt sie Tonverhalt. Solche Beschaffenheiten sind das Sanfte oder Starke, das Muntre oder Träge, das Heftige oder Gelassene, das Feierliche, das Unruhige, das Schwebende oder gleichförmig Fortgehende u.s.w. Einerlei Sylben können nach ihrer verschiedenen Stellung ganz verschiedene Eindrücke auf das Ohr und das Gemüth des Zuhörers machen, und einmahl Übereinstimmendes und ein ander mahl Abstechendes (Kontrast) ausdrücken. Z.B. zwei Kürzen und zwei Längen drücken in v v – – (in dem Lautmaß) und in – v v – (Wonnegesang) Uebereinstimmung, aber in v – – v (Gerichtsdonner) Kontrast aus. dieses ist der Fall, wenn Daktyle und Anapästen folgen: v v – – v v. [Klopstock’s Oden und Elegien, Bd.2, 137f. (Anm.)] |
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