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Einförmigkeit vs. Mannigfaltigkeit

»Dasjenige, worauf zuletzt alles bey jedem Sylbenmaße ankömmt, ist, daß es von dem, was durch die Bewegung der Wörter ausdrückbar ist, genung ausdrücken könne. Was erreicht nun aber wohl das jambische von diesem letzten Zweck der Verskunst? Man vergißt hier beynah, daß die Eintönigkeit dem Ohre schon an sich zu wider ist, und sieht sie fast allein von der andern ihr noch nachtheiligen Seite an.
Eine eintönige Versart drückt nämlich viel zu wenig von dem aus, was die metrische Bewegung ausdrücken kann.

Ihr Ausdruck wird durch seine beständige Rückkehr überstark.

Sie muß dem Inhalte, der ja nicht immer eben derselbe bleiben kann, fast durchgehends, und, wegen ihres Überstarken, sehr laut widersprechen.«

[Vom deutschen Hexameter, X 121f.]

»Ob wir nun gleich auf der einen Seite, in Absicht auf die Feinheit des Wohlklangs verlieren; so gewinnen wir, in Betrachtung eines ganz neuen Mannigfaltigkeit, welche die Griechen nicht hatten, beinahe mehr, als uns, durch die genaue Feinheit, entgeht. Zum Beweise dessen wähle ich vorzüglich den Daktylus, weil er hinter der langen Sylbe zwo kurze hat. Da unsre kurze Sylbe auf zwo Arten, und bisweilen auch auf die dritte, kurz ist; der Griechen ihre hingegen nur auf Eine und selten auf zwo Arten: so entstehen daher so verschiedene Daktylen, und zugleich so viel Mannigfaltigkeit mehr, daß diese in Einem Perioden die Harmonie schon ungemein erhöht, und denn einem ganzen Werke zu einem Vortheile gereicht, der nicht sorgfältig genung gebraucht werden kann.«

[Von der Nachahmung des griechischen
Sylbenmaßes im Deutschen, X 6]

»[W]enn wir endlich die Mannigfaltigkeit auf viele Arten von einander unterschiedener Perioden nicht nur kennen, sondern auch diese abwechselnde Perioden, nach Absichten, zu ordnen wissen: dann erst dürfen wir glauben, einen hohen Grad der poetischen Harmonie erreicht zu haben.«

[Von der Nachahmung des grieschichen
Sylbenmaßes im Deutschen, X 7]

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