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A »Wenn diese [die Langsamkeit] oder jene [die Schnelligkeit] bald abnimmt, und bald zunimmt, so wechselt die Strophe ab.« [Vom gleichen Verse, X 15] Auf den einzelnen Vers ausgerichtete Bezeichnung eines Silbenmaßes – Gegenbegriff zum gleichen Vers: Im ähnlichen Vers werden mehrere Versfüße weitgehend frei kombiniert, im griechischen Hexameter bekanntlich der Daktylus und der Spondeus; potenziert durch eine große Mannigfaltigkeit des Setzens von Haupt- und Nebenzäsuren führt dies zu dem Effekt, daß letztlich keiner dieser vers mixts oder mengtrittigen Verse metrisch-rhythmisch mit dem anderen identisch ist – daher auch der Terminus »ähnlicher Vers«. Klopstock hat die Mannigfaltigkeit sogar noch gesteigert durch die Lizenz, den in der deutschen Prosodie schwierigen Spondeus durch einen Trochäus zu ersetzen. Jenseits des Messias, also in den den Gedichten, begegnet der ähnliche Vers in zwei Spielarten: als wechselnde Kombination des Hexameters mit wechselnden, meist gleichfalls daktylischen Abversen (elegisches Distichon, alkmanisches, erstes archilochisches Versmaß) sowie der Erfindung völlig neuer stichischer Versarten, nämlich der anapästischen, der ionischen und der päonischen Versart, die jeweils nach der Dominante der metrischen Mischung bekannt sind. [Wilfried Menninghaus, in: Klopstock. »Die Sylbenmaße des ähnlichen Verses nahmen ihren Hauptton aus Einer Klasse der Füße; die Sylbenmaße des gleichen Verses thun dies nur selten; und wenn es geschieht, so verbinden sie mehr Füße der angeführten Art.« [Vom gleichen Verse, X 15] »Der Anapäst, den ich nur sparsam in der tragischen Versart brauchen durfte, hat einen schönen Gang, daß er verdient in einer anderen der herrschende Fuß zu seyn. Ich gebe ihm den Baccheus zum Begleiter, weil dieser das Feuer desselben, ohne es zu unterdrücken, am besten mäßigt. Das Schema der anapästischen Versart ist: xxx, xxx, xxx, xxx, xxx, xx. xxx, xxx, xxx, xxx. Sie sehen gleich, daß der schnellste Vers dieses Sylbenmaßes folgender ist: xxx, xxx, xxx, xxx, xxx, xx. Es erscholl vom Gebirg in der Nacht ein geflügelter Donnerruf. Und der langsamste: xxxx, xx, xxxx, xxx, xx, xx. Da lautheulend Sturmwind’ an Felsklüften herbrausten, und Schlag auf Schlag. Vielleicht hat dieser den schönsten Tonverhalt: xxx, xxx, xxx, xxxx, xxxx. Und er sang, was stillsteh’nd der Eurot, von Apollo, der Schäfer war. Oder der: xxx, xxx, xxxxx, xx, xx, xx. Mit dem Wehn des Palmbaums in gelehrigen Hainen entzückt vernahm. [… Die Versart ist geeignet] für alle [Materien], die mit einem gewissen feurigen Ernst ausgeführt werden. Ueberhaupt gehört sie nur für eine Ausführung, die starke poetische Farben hat.« [Neue Sylbenmaße, X 38f.] »Die Sprache hat fünferley Ausdruck: Den der Worte, als angenommener Gedankenzeichen, den ihrer umendenden und umbildenden Veränderungen, und den, welcher in der Stellung liegt; ferner den des Wohlklangs, und des Sylbenmaßes.« [Grammatische Gespräche |
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