Nordische Miszellen,
21. 10. 1810, Nr. 42, 341-346: Correspondenznachrichten (Darin
341-345: Berlin, vom 16. October; 140 Zeilen); darin: 341f. (Z. 26-57)
Berliner Abendblätter
Seit dem 1sten dieses Monats erscheint hier täglich eine neue Zeitschrift, betitelt Berliner
Abendblätter, nur auf vier Octavseiten. Die Herausgeber
sind Herr Adam Müller und Herr H. von Kleist. Wenn man bedenkt, daß seit geraumer
Zeit die Rede war, der erstere werde ein offizielles Blatt herausgeben, welches die ganze
Staatsverwaltung umfassen solle, so kömmt einem dieses einzelne Quartblatt freilich als
eine äußerst winzige Ausbeute vor, welches aber doch gewiß allgemein als eine
interessante Erscheinung aufgenommen werden wird. In den Theater-Kritiken, welche die
ersten Nummern dieser Abendblätter enthalten, ist ein neckender Geist gegen die Person
des Schauspiel-Directors Iffland nicht zu verkennen, und es soll dies, wie allgemein
behauptet wird, in der persönlichen Abneigung des Herrn H. von Kleist gegen
denselben seinen Grund haben, woran Iffland nicht ganz unschuldig ist, wie aus Folgendem
erhellet: Herr von Kleist hat nämlich ein Schauspiel geschrieben, Kätchen von
Heilbron betitelt, welches schon auf andern Bühnen gegeben ist. Dies sandte er
Herrn Iffland, um es hier aufführen zu lassen. Iffland behielt es lange Zeit,
antwortete dem Verfasser nicht, sondern gab es einem seiner Bekannten endlich mit der
Erklärung zurück: er könne es nicht einstudiren lassen, denn es gefiele ihm nicht. So
erhielt es Herr von Kleist durch die dritte Hand wieder. Darüber äußerst beleidigt,
schrieb er ein Billet an Iffland, welches nachher
im Publikum zirkulirte, und worin er sich eben nicht auf die delikateste Weise zu rächen
gesucht hat.
Sehr lobens- und
nachahmenswerth sind in der Einrichtung dieser Abendblätter die täglichen offiziellen Anzeigen der Polizei-Behörde. Dies geschieht, wie
die Herausgeber selbst bemerken, nicht sowohl um
das Publikum zu unterhalten, sondern vielmehr, um die oft entstellten Erzählungen über
an sich gegründete Thatsachen und Ereignisse zu berichtigen.
Herausgeber] cf. die von
Kleist unterzeichnete Erklärung in BA 19. Bl./22. X. 1810,
worin die Anonymität der Herausgeberschaft gelüftet wird und Kleist sich dem Publikum
als der Herausgeber der Abendblätter zu erkennen gibt (vgl. a. >> Archiv für Literatur, Kunst und Politik,
28. 10. 1810, Nr. 86, Sp. 689f.: Miszellen aus Berlin (vom October
1810. Beschluß)
>> Miszellen für die neueste Weltkunde,
7. 11. 1810, Nr. 89, 356: Varietäten. Aus Deutschland [Datiert: Berlin,
20 Okt.; 57 Zeilen]. [Ab Z. 39])
Billet an Iffland] v. 12. VIII. 1810;
vgl. a. Fouqué an Varnhagen, 11. X. 1810: Nun wird Kleist grimmig und
schickt ihm folgenden Zettel: Durch Herrn Hofr. Römer erfahre ich, daß
Ew. Wohlgeboren mein in Wien am Vermählungstage der Kaiserin von Frankreich mit
Beifall gegebenes Schauspiel, das Käthchen von Heilbronn, nicht gefällt. Es thut mir
Leid, daß es ein Mädchen ist. Wenn es ein Junge wäre, würde es Ihnen besser
gefallen. (zit. n. >> S. Rahmer,
Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Berlin 1909, 110)
Anzeigen] cf. >> Morgenblatt für gebildete Stände,
27. 10. 1810, Nr. 258, 1032: Korrespondenz-Nachrichten (Darin: Berlin,
9 Okt.; 34 Zeilen). (Bis Z. 12)
>> Morgenblatt für gebildete Stände,
5. 12. 1810, Nr. 291, 1163f.: Korrespondenz-Nachrichten (Darin 1164:
Berlin, 13 Nov.; 33 Zeilen); darin: 1164 (Z. 7-23)
bemerken] BA 4. Bl./4. X: 1810.
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