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                   Reinhold Steig, Heinrich von Kleists Berliner Kämpfe 
                    (Berlin, Stuttgart: Spemann 1901), 426f. 
                     
                    3. Nachricht von einem deutschen Seehelden. 
                     
                     
                     Dieser Aufsatz Arnims, 
                    mit seinen Initialen L. A. v. A. gezeichnet, 
                    erschien im 51. Abendblatte, vom 28. November 1810. 
                    Es war zu einer Zeit, wo die staatskanzlerische Übermacht 
                    bereits die Abendblätter zu erdrücken begann. Die England 
                    günstigen Artikel erhielten nicht mehr das Imprimatur der 
                    Censur. 
                     Arnim gelang es doch, eine scheinbar bloß litterarische, 
                    harmlose Nachricht von einem deutschen Seehelden, 
                    Happels Denkwürdigkeiten der Welt von 1687 nacherzählt, 
                    durch die Fährlichkeiten der Censur durchzubringen. Es wird 
                    darin <427:> geschildert, wie der Hamburger Kapitän 
                    Carpfanger 1683 in der Bai von Cadix auf seinem brennenden 
                    Schiffe verblieb und sich mit 64 Bootsleuten und Soldaten 
                    in die Luft sprengen ließ, während 156 Menschen inzwischen 
                    sich retten konnten. Arnims eigentliche Absicht offenbart 
                    sich in einzelnen Wendungen, die wie absichtslos dazustehen 
                    scheinen. In unserer Zeit, wo zu dem Kampfe gegen 
                    England in Hamburg und Bremen deutsche Matrosen geworben würden, 
                    werde ein Beispiel deutschen Seeheldenthums willkommen sein. 
                    Aber gerade nicht Feindschaft, sondern Freundschaft mit der 
                    englischen Flotte kommt zuletzt zum Vorschein: Des Kapitäns 
                    Leichnam ward am Thau eines Englischen Schiffes gefunden, 
                    wo er hingeschleudert worden; er wurde begleitet von einigen 
                    20 Schaluppen, beim Flaggen aller englischen, holländischen 
                    und hamburgischen Schiffe, unter Lösung von mehr als dreihundert 
                    Kanonen, nach der Insel Cadix, an den Platz geführt, wo man 
                    die Evangelischen zu begraben pflegte, und dort, mit allgemeiner 
                    Bewunderung seines Heldenmuthes, christmäßig bestattet. 
                    Nicht weit davon, an spanischer Küste, ruht jetzt auch, in 
                    Heldenruhm gebettet, der Kapitän der Gneisenau. 
                     Man bedenke nun, daß damals, 1810 bis 1812, Cadix 
                    von den Franzosen belagert wurde, während englische und spanische 
                    Schiffe die Seeseite deckten; man bedenke, daß Hamburg französisch 
                    geworden war! Was Arnim, und mit ihm Kleist, aussprechen wollte, 
                    hieß: Hamburger, deutsche Seeleute, nehmt nicht französische 
                    Dienste, kämpft nicht gegen England! So war es 
                    in dem einen Falle gelungen, die officiösen Englandfeindlichen 
                    Artikel der Abendblätter zu neutralisiren\*\. 
                     
                    \*\ Die Nachricht 
                    vom Kapitän Carpfanger findet man in der Deutschen Flotten-Zeitung 
                    Ueberall (1899, S. 139) wieder mitgetheilt. 
                     
                    
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