Reinhold Steig, Heinrich von Kleists Berliner Kämpfe
(Berlin, Stuttgart: Spemann 1901), 416f.
Siebentes Capitel.
Heinrich von Kleists Freunde und Mitarbeiter.
Die Heinrich von Kleist befreundeten
Autoren, die ihm in die Abendblätter litterarische oder dichterische
Beiträge lieferten, waren Achim von Arnim, Bettina, Clemens
Brentano, Wilhelm Grimm, Henriette Schütz, Ernst Moritz Arndt,
Friedrich de la Motte Fouqué, Graf Loeben, Joseph von Eichendorff,
Adam Müller und Beckedorff.
Da
der Zweck der Berliner Abendblätter ein politischer war, so
trat von vornherein das Allgemein-Litterarische dem Politischen
nach oder mußte, wo es hervorkam, dem Politischen dienen.
Aus diesem Grunde, und weil das einzelne Blatt nur über einen
beschränkten Raum verfügte, konnte sich eine größere litterarische
Studie, wie im Phöbus etwa, nicht entwickeln. Die Arbeitslage
der Freunde war zudem nicht günstig. Kleist schuf in der kargen,
von Redactionsgeschäften freien Zeit an seinen Dichtungen
und Novellen, die er glücklich noch vollendete. Brentano förderte
die Romanzen vom Rosenkranz. Arnim hatte seine kleinen novellistischen
Sachen, die er von früher her besaß, erst kürzlich in der
Gräfin Dolores untergebracht und steckte in der Vollendung
seines Spieles Halle und Jerusalem. Adam Müller war jetzt
ganz und gar <417:> in das politische Getriebe hineingezogen.
Von ihnen, auf die doch Kleist als seine Stützen von Anfang
an gezählt hatte, konnten für gewöhnlich nur Beiträge geliefert
werden, die nicht zu weit von ihrer Hauptarbeit ablenkten.
Aber auch unter diesen Vorbehalten wird sich ungesucht die
Gelegenheit zur Entfaltung und Ausbreitung der zwischen Kleist
und seinen Freunden einst geknüpft gewesenen Beziehungen bieten.
Die Einflußnahme Kleists auf die Arbeiten Anderer, der
Entstehungszusammenhang seiner eigenen Schriften, seine Arbeitsmethode
im Kleinen wie im Großen wird sich beobachten lassen. Und
zu dem Schriftenbestande der Freunde werden neue Stücke hinzutreten.
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