Reinhold Steig, Heinrich von Kleists Berliner Kämpfe
(Berlin, Stuttgart: Spemann 1901), 350f.
5. Drei England-freundliche
Anekdoten.
Überhaupt wurde die Ueberschrift Anekdote ein
Deckmantel für die Einschwärzung sonst gewiß von der Censur
gestrichener Dinge. Sie steht auch über drei England-freundlichen
Geschichten, die eigentlich keine Anekdoten sind: Abendblätter
Nr. 61, 68, 76. Die erste erzählt vom regierenden Könige
Georg III, wie er 1788 nach seiner Genesung im Theater
begrüßt wurde; die mittlere von einem Parlamentsvorkommniß,
bei dem Marquis von Wellesley, der dem Könige ergebene Staatssecretair
der auswärtigen Angelegenheiten, eine gute Rolle spielt; die
letzte von Killigrew, dem witzigen Kammerherrn und Hofnarren
des Königs Karl II, wie er den französischen König übertrumpft.
Sie setzen exactere Kennt- <351:> nisse voraus, als
Kleist, oder ein anderer seiner preußischen Freunde, haben
konnte. Sie sind auch der Sprache nach nicht Kleist zuzuschreiben.
Alle drei haben das gemeinsam, daß sie für den kranken englischen
König, der der napoleonischen Presse fortgesetzt als Stichblatt
diente, Stimmung machen sollten. Sie stimmen darin überein
mit den Erinnerungen aus der Krankheitsgeschichte des
Königs von England in Nr. 75 und einigen anderen
sich mit englischer Politik beschäftigenden Artikeln. Diese
Stücke haben entweder keine Unterfertigung oder die Zeichen
+ oder ++. Die letzteren aber kennen wir als die Omptedas.
Ich vermuthe, daß auch die drei Anekdoten den Abendblättern
von Ompteda zugekommen sind. Ich sehe hier von der Mittheilung
der drei Texte ab.
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