Lang’
in alten Zaubers Banden
Hat die blinde Welt bestanden,
Doch das Ende ist vorhanden.
Kommen
werden finstre Zeiten,
Große Schlacht der Tod bereiten,
Bruder gegen Bruder streiten.
Zeit
des Bluts, des Schildekrachens!
Zeit der Schwerdter, des Verlachens
Ew’ger Treue! Zeit des Drachens!
Bricht
ein Winter ein voll Grausen,
Schnee und Hagel nieder sausen,
Stürm’ aus allen Enden brausen. <7:>
Schein
des Mondes wird vergehen,
Schwarz die Sonn’ am Himmel stehen,
Sterne fallen aus den Höhen.
Und
der alte Baum erzittert,
Wurzel bis zum Haupt erschüttert,
Berg und Felsen kracht und splittert.
Angst
des Todes kömmt den Zwergen,
Suchen, wo sie sich verbergen,
Götterfeinde ziehn von Bergen.
All’
aus ihren Banden dringen,
Göttern Untergang zu bringen,
Wird der Riesenwolf entspringen.
Auch
der Drach’ wird ledig werden,
So umstrickt das Rund der Erden,
Rächt des langen Banns Beschwerden.
Loke
wird zu Rosse sitzen,
Über seines Schwerdtes Spitzen,
Eine Sonne schrecklich blitzen.
Odin
fragt in solchen Nöthen
Mimis Haupt, des Erzpropheten,
Weiß, daß ihn der Wolf wird tödten.
Und
die Feuerriesen kommen,
Bricht die ew’ge Brück’ erklommen,
Wird der Himmel eingenommen.
Kampf
der Starken mit den Göttern
Drauf entbrennt in schwarzen Wettern,
Daß der Erde Säulen schmettern.
Heimdalls
Horn wird schrecklich hallen,
Ew’gen Blutes Ströme wallen,
All’ zu Hauf’ die Götter fallen.
Odin
selber wird bezwungen,
Wie er lang’ mit ihm gerungen,
Von dem Wolf zuletzt verschlungen.
Auch
dem Wolf, dem Mondverschlinger,
Kömmt ein mächtiger Bezwinger,
Odins Sohn, der Rachebringer. <8:>
Ruhen
All’ im Abendrothe,
Freund und Feind, in Einem Tode,
Kömmt die Nacht, Allvaters Bote.
Nur
Sein Aug’, des Ewig-Einen,
In der großen Nacht wird scheinen,
Hütet ewig treu die Seinen.
Leben
nach dem Untergange
Bleibt im Fleisch der Erde lange,
Bis Sein Strahl verjüngt die Schlange.
Heil
und Friede wird beginnen,
Ohne Krieg den Sieg gewinnen,
Gram und Elend weicht von hinnen.
Sonne,
eh’ sie schlafen gangen,
Hat ein göttlich Kind empfangen,
Wie Sein Antlitz wird es prangen.
Güldne
Tafeln, längst verschwunden,
Werden neu im Grase funden,
Altes Urspungs heil’ge Kunden.
Balder
und der ihn erschlagen,
Kehren wieder sonder Zagen,
Herrschen beid’ in sel’gen Tagen.
All’
im ewigen Erbarmen
Ruhn versöhnt in Vaters Armen,
In der alten Gluth erwarmen.
Dieses
ist das Lied vom Ende.
Nun, o Odin, heim dich wende!
Wirst den theuren Sohn nicht retten,
Doch er kehrt aus Todes Ketten,
Wenn
vorbei die Götternacht,
Balders
ew’ger Morgen lacht.