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Friedrich Gottlob Wetzel, Der Wole Grab, 3-9; darin: Das nordische Requiem, 6-8

Lang’ in alten Zaubers Banden
Hat die blinde Welt bestanden,
Doch das Ende ist vorhanden.

Kommen werden finstre Zeiten,
Große Schlacht der Tod bereiten,
Bruder gegen Bruder streiten.

Zeit des Bluts, des Schildekrachens!
Zeit der Schwerdter, des Verlachens
Ew’ger Treue! Zeit des Drachens!

Bricht ein Winter ein voll Grausen,
Schnee und Hagel nieder sausen,
Stürm’ aus allen Enden brausen. <7:>

Schein des Mondes wird vergehen,
Schwarz die Sonn’ am Himmel stehen,
Sterne fallen aus den Höhen.

Und der alte Baum erzittert,
Wurzel bis zum Haupt erschüttert,
Berg und Felsen kracht und splittert.

Angst des Todes kömmt den Zwergen,
Suchen, wo sie sich verbergen,
Götterfeinde ziehn von Bergen.

All’ aus ihren Banden dringen,
Göttern Untergang zu bringen,
Wird der Riesenwolf entspringen.

Auch der Drach’ wird ledig werden,
So umstrickt das Rund der Erden,
Rächt des langen Banns Beschwerden.

Loke wird zu Rosse sitzen,
Über seines Schwerdtes Spitzen,
Eine Sonne schrecklich blitzen.

Odin fragt in solchen Nöthen
Mimis Haupt, des Erzpropheten,
Weiß, daß ihn der Wolf wird tödten.

Und die Feuerriesen kommen,
Bricht die ew’ge Brück’ erklommen,
Wird der Himmel eingenommen.

Kampf der Starken mit den Göttern
Drauf entbrennt in schwarzen Wettern,
Daß der Erde Säulen schmettern.

Heimdalls Horn wird schrecklich hallen,
Ew’gen Blutes Ströme wallen,
All’ zu Hauf’ die Götter fallen.

Odin selber wird bezwungen,
Wie er lang’ mit ihm gerungen,
Von dem Wolf zuletzt verschlungen.

Auch dem Wolf, dem Mondverschlinger,
Kömmt ein mächtiger Bezwinger,
Odins Sohn, der Rachebringer. <8:>

Ruhen All’ im Abendrothe,
Freund und Feind, in Einem Tode,
Kömmt die Nacht, Allvaters Bote.

Nur Sein Aug’, des Ewig-Einen,
In der großen Nacht wird scheinen,
Hütet ewig treu die Seinen.

Leben nach dem Untergange
Bleibt im Fleisch der Erde lange,
Bis Sein Strahl verjüngt die Schlange.

Heil und Friede wird beginnen,
Ohne Krieg den Sieg gewinnen,
Gram und Elend weicht von hinnen.

Sonne, eh’ sie schlafen gangen,
Hat ein göttlich Kind empfangen,
Wie Sein Antlitz wird es prangen.

Güldne Tafeln, längst verschwunden,
Werden neu im Grase funden,
Altes Urspungs heil’ge Kunden.

Balder und der ihn erschlagen,
Kehren wieder sonder Zagen,
Herrschen beid’ in sel’gen Tagen.

All’ im ewigen Erbarmen
Ruhn versöhnt in Vaters Armen,
In der alten Gluth erwarmen.

Dieses ist das Lied vom Ende.
Nun, o Odin, heim dich wende!
Wirst den theuren Sohn nicht retten,
Doch er kehrt aus Todes Ketten,
Wenn vorbei die Götternacht,
Balders ew’ger Morgen lacht.

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Letzte Aktualisierung 29-Mär-2003
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