2. Die Idee und der Begriff.
Jede wahrhafte Idee
hat das Bestreben der Mittheilung in sich: sie will
sich fortpflanzen, sie will die Geister entzünden, sie
giebt sich gern der Vergessenheit Preis, um in einer
reichen Nachkommenschaft göttlicher Ideen fortzuleben. –
Nur der Begriff kann nachgebetet, und ein Buchstabe
nachgesprochen werden: die Idee ist unnachahmlich,
sie lebt ewig für sich, denn alles, was sie erzeugt,
ist unabhängig von ihr: sie ist frei, und was sie andern
übertragen und mittheilen will, das ist der Geist der
Freiheit, der sich in jedem neuen Stoffe, in jedem neuen
Künstler von selbst schon wieder ganz eigenthümlich,
ganz unnachahmlich, das heißt, wieder zur unabhängigen
Idee ausprägt. Der Begriff dagegegen ist abgezogen vom
Leben; das Fleisch, die sinnliche Natur der Dinge wähnt
man abzustreifen, wegzuwerfen, und so sich in den Besitz
ihres Geistes zu setzen: um solchen Begriff zu verbreiten
oder fortzupflanzen, sind nur Hände nöthig, welche die
versiegelten Büchsen weiter geben. –