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[ PHÖBUS(8) ]

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Adam Müller, I. Vom religiösen Character der griechischen Bühne, 3-13; darin: 7-13

Ich habe schon früher bemerkt, daß  auf der giechischen Bühne, meistentheils am selbigen Tage, drei auf einander folgende Tragödien desselben Dichters dargestellt wurden, und daß zum Beschluß ein s. g. satyrisches Drama gegeben wurde: satyrisches Drama genannt, nach dem beständig sich gleichbleibenden Chore von Satyrn, das in allen Schauspielen dieser Art vorkommen mußte. Wie die Scene in der Tragödie meistentheils heilige Örter, Tempel, Palläste darstellte, so war der Schauplatz des satyrischen Dramas immer freies Feld und Wald, mit dem Eingang einer Grotte. Und so war es gleichsam, als sei in den Zuschauern der drei vorangegangenen Tragödien, durch die zu ernste Betrachtung des Schicksals und der zerschneidenden Kraft, mit der es die Heroen und die Ahnherren der griechischen Völker verfolgte, eine Art von Betrübniß zurückgeblieben; es war, damit ich mich der Worte eines deutschen <8:> Dichters verändernd bediene, als wenn das Schicksal den Menschen zwar erhoben, aber doch noch mehr zermalmt als erhoben hätte; es war als müsse sich die Seele in dem Muthwillen der Satyrn, und in einer Art von Travestirung einer heroischen Handlung wieder erheben. So ist denn auch das satyrische Drama ein Ergänzungsstück für das durch die Tragödien noch unvollendet gebliebene künstlerische Ganze dieses dramatischen Tages: es ist sehr verschieden von der Comödie, deren Gebiet mehr die Gegenwart, deren Regel mehr die völlige Ungebundenheit war, wo hingegen der Gegenstand des satyrischen Drama schlechterdings aus der Vergangenheit, aus der Heroenzeit hergenommen sein, und seine ursprüngliche jetzt nur verkleidete travestirte Natur tragisch sein mußte. Das satyrische Drama war ein kleiner Repräsentant, den die Comödie der Tragödie hinübersenden mußte, damit diese als Ganzes sich geltend machen konnte. Bekanntlich hat uns das Alterthum nur ein einziges vollständiges satyrisches Drama, nemlich den Cyklopen des Euripides hinterlassen, so daß wir also die ganze Exposition eines theatralischen Tages (Tetralogie) zu übersehn fast unvermögend sind. – Betrachten wir auch nur unbefangen die Wirkung einer einzelnen griechischen Tragödie auf uns, so fühlen wir, daß, wie harmonisch, wie vollständig die Handlung derselben sich auch aufgelöst hat, wie besänftigend der ruhige Wellenschlag des Chors, eben durch seinen Rythmus, in die schroffe Erhabenheit des Dramas eingegriffen sein mag, daß immer noch ein leichter Stachel in uns zurückbleibt. Alles was der Chor und die Gewalt, wie die Kunst des Dichters, vermocht hat, ist folgendes: das individuelle Leiden, die Verfolgung des Schicksals gegen Einzelne, ist erhoben worden zu einem allgemeinen Gefühl, vom Walten des Schicksals über alle, über die Götter, Heroen und Menschen; aber der niederschlagende Gedanke des Schicksals selbst ist unversöhnt geblieben, dem Gefühle der Freiheit ist kein Weg eröffnet worden, sich religiös geltend zu machen. In dem Ideal der Tragödie, das ich oben aufgestellt habe, lebt, quält und verfolgt ebenfalls das Schicksal die Handelnden oder den Helden, aber nur um in diesen den Gedanken der Freiheit in seinem vollsten Glanze zu entzünden, der dann mächtig eingreift, und in seinem Feinde, im Schicksal selbst, den Urheber seines Lebens erkennt. Der Zuschauer oder Egmont selbst, erkennt, daß die Mauern des Gefängnisses die Seele zusammenpressen müssen, damit sie sich gewaltiger entbinde; daß der Gang durch den unterirdischen Kerker aufs Schafot grade der Weg sei, der zur allerhöchsten Freiheit, zur Überlegenheit des Gemüths über Welt und Schicksal, zum Allerherrlichsten, nemlich zum Gefühl des Sieges über den Tod führe. – Übersehen Sie treu und unpartheiisch das ganze griechische Alterthum: Sie werden Thaten der höchsten Entschlossenheit, Beispiele der unbedingtesten Todesverachtung finden; aber es ist eben allenthalben Todesverachtung, nicht eigentliche Todesbesiegung. Sie werden erschüttert durch die Betrachtung der Helden des griechischen Alterthums, Sie werden erhoben, aber alle Heiterkeit griechischen Himmels, alle Musik ihres Lebens vermag nicht das düstre Licht zu zerstreuen, was in ihrer Seele zurückbleibt, wenn ein solcher Held gefallen ist. Das Vaterland ist ihnen alles, der schöne Boden, auf dem sich ihr frisches <9:> Leben umhertummelt, das Gedeihn der einzig schönen vaterländischen Gemeinschaft verdient allein, daß ihm das Leben zum Opfer gebracht werde. Jenseits des Todes in Aides Reich ist auch Leben, aber blasses, trübes Leben. Höchst treu dem Alterthum läßt Göthe die entführte Proserpina in der Unterwelt beim Anblick von Elysium ausrufen: in euren lispelnden Haynen, in euren dämmernden Wohnungen, rauschts nicht von Leben wie droben, schwebt nicht von Freude zu Schmerz der Seligkeit Fülle. – Der Held des Alterthums mochte begeistert von der Größe der Tugend, im Augenblick da er sich opferte, der Dämmerung, die ihn jenseits am Kozyt erwartete, uneingedenk sein; der Zuschauer seiner Catastrophe fühlt jene Dämmerung hinzu, wenn er das Alterthum versteht. Der Fluß Lethe, aus dem die Vergessenheit getrunken wird, ist von sentimentalen deutschen Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts, den Matthissons u. s. w. übel gemißbraucht worden, indem man sich vorstellte, daß die gekränkte, traurige Psyche die Vergessenheit nur ihrer Sorgen aus dem Strome tränke, um nun in ungetrübter Seligkeit ein reineres Leben hinflattern zu können, dahingegen der staub- und schweißbedeckte Held vielmehr damit die Lebenslust abkühlte, vielmehr Vergessenheit der Lust als der Sorge aus dem wunderbaren Strome schöpfte, um die Farbenlosigkeit, die drückende Ruhe des Zustandes ertragen zu können, der ihn erwartete.
Wenn ich demnach in der vorigen Stunde Ihnen Äschylus und Euripides als die beiden Extreme, und Sophokles als den Mittler zwischen beiden, und als den Vollender der tragischen Kunst dargestellt habe, so ist dort blos von der beschränkten tragischen Kunst die Rede gewesen; blos mit Beziehung auf das Drama, im engeren Sinne des Wortes, sind die Dichter auf die angegebene Weise geordnet worden.
Mit Rücksicht auf die vollendete religiöse Beruhigung steht Äschylus oben an, ihm folgt Sophokles, und diesem Euripides. Sie erinnern sich nemlich, daß ich Äschylus ihnen als rüstigen Kriegshelden dargestellt, von Euripides hingegen bemerkt habe, daß er Mitschüler des Platon und mehr Philosoph als Held gewesen sei. Das Zeitalter des Äschylus und der drei Schlachten bei Marathon, Platäa und Salamis, denen er beiwohnte, war der höchste Tummelplatz des griechischen Lebens; die Zeit hingegen, in der Sophokles und Euripides glänzten, war weniger durch Krieg und Sieg verherrlicht, vielmehr neigten sich die Athener schon allzusehr nach den Künsten des Friedens, nach philosophischer Ruhe und Weichlichkeit hin. In dem Zeitalter des Äschylus hatte jede noch so erschütternde Erinnerung an die unerbittliche Gewalt des Schicksals ein Gegengewicht, nemlich die Thaten, zu denen die Lage des Vaterlandes  aufforderte. Wie die erbitterten Kriege gegen die Perser in den Griechen, ganz besonders das Gefühl der bürgerlichen Freiheit rege machten, so vermochte auch der Gedanke des Schicksals nirgends das Gefühl der innern Freiheit zu unterdrücken. Als hingegen Friede und Philosophie Athen entnervte, da ward die Erinnerung an die Härte, mit der das Schicksal das Haus des Ödipus und des Agamemnon verfolgt hatte, wieder mächtiger; und wenn die Nation sich auf der einen Seite der Weichlichkeit <10:> ergab, so muß sie auf der andern destomehr das Schicksal, welches aus dem griechischen Alterthume her drohte, und dessen ferner Donner durch alle Erinnerung an die jüngeren Siege, an das Glück der Griechen bei Marathon und Salamis nicht übertäubt werden konnte, befürchten. Ich habe schon bemerkt, wie diese Drohungen des Schicksals nach dem Tode des Sophokles erfüllt worden, da zuerst Athens Größe am Heldenmuthe der Spartaner gebrochen, und endlich vom Norden Alexander die ganze Freiheit und Nationalität der Griechen zu Boden schlug. – Vergleichen Sie nun den Eindruck, den das Schicksal in den Darstellungen der drei Dichter auf Sie macht, so werden Sie finden, daß Äschylus, trotz seiner Rauheit, seiner schroffen Größe, Sie dennoch am wenigsten verletzt, Sophokles durch die Harmonie seiner Kunst, durch seine menschliche Größe und Stille zwar beruhigt, aber allenthalben eine trübe Empfindung in Ihnen zurückläßt, Euripides endlich als die weichste Natur, wie unter dem Drucke des Schicksals selbst, lebt und dichtet, und um Ihnen wieder wohlzuthun, das einzige zu Hülfe ruft, was ihn trösten mochte, die Philosophie, daß um mit den Worten des Götheschen Tasso zu reden, Sie also noch die Absicht merken, den Freunden wohlzuthun, und diese Absicht Sie nun erst doppelt verstimmt. – Wenn also Sophokles als Dichter, im Umkreise seiner Kunst wirkend, der vollendetste von den dreien zu nennen ist, so ragt vielmehr als Mensch und Grieche Äschylus vor ihnen hervor, wo man dann aber natürlich in Rechnung bringen muß, was er außer der Bühne und vornehmlich auf den Schlachtfeldern gewesen. – Unter allen Tragödien des Äschylus, die auf unsre Zeiten gekommen, verdient besondre Auszeichnung der Prometheus. Äschylus hatte diesen großen, seiner trotzigen Seele so angemessenen Gegenstand in drei Tragödien abgebildet, die also einen griechischen theatralischen Tag, nebst dem vielleicht noch hinzugefügten satyrischen Drama vollständig erfüllten: die erste Tragödie stellte dar, wie Prometheus für die Menschen das Feuer geraubt, und vom Himmel auf die Erde heruntergebracht habe, die zweite zeigte die Strafe, die er dafür erhalten, wie er am Kaukasus angeschmiedet worden, und dort noch den Göttern getrotzt habe, in der dritten sah man, wie er endlich vom Herkules, der den Geier, der an seiner Leber nagte, erschoß, befreit wurde. Aus diesem erhabenen Cyklus hatte das Alterthum die erste und die dritte Darstellung vor uns voraus; nur die zweite, der gefesselte Prometheus, die Geschichte seiner Strafe ist auf unsre Zeit herunter gekommen. Auf der Spitze des Felsens ist Prometheus angeschmiedet; Wolken oder Quellgeister, die Töchter des Oceans, nahen sich ihm, aufgeschreckt durch das Krachen der schmiedenden Hämmer, das sie innen im Berge vernommen haben, kommen sie herauf zu ihm, und bilden das tröstende, mildernde Chor. Dem Prometheus, der dem Zorne des Zevs zu unterliegen scheint, stellt der Dichter gegenüber die Jo, die der Liebe des Gottes unterliegt. Durch die Eifersucht der Juno in eine Kuh verwandelt, schweift sie von der Bremse verfolgt über die Erde hin, und erhält hier am Kaukasus, vom Prometheus die Weissagung ihrer künftigen Schicksale, aus ihr wird im spät nachfolgenden Gliede sein Retter, der Herkules entstehn; Zevs Thron sei noch nicht so fest, er <11:> werde erschüttert werden dereinst. Diese Worte am Kaukasus gesprochen, vernimmt Zevs, und sendet den Hermes, ihn zu fragen und zu peinigen, daß er sagen solle, was er über Zevs Schicksal wisse. Prometheus widersteht, wie Hermes ihn quälen mag; die Erde bebt, der Kaukasus will ineinander stürzen, Blitze des Zevs fahren auf ihn hernieder, ihn zu zwingen, aber Prometheus verschweigt, was er von der Zukunft weiß, und so endigt die Tragödie. – Die Kraft des Leidens und die Kraft des Duldens stehn einander gegenüber, beide aber unterworfen dem gemeinschaftlichen Schicksal. Denken Sie sich einstweilen den Prometheus als die Klugheit, die Vernunft, die Vorsicht, denken Sie ihn sich als eben jenes unauslöschliche Feuer, von dem gesagt wird, daß er es geraubt habe, um die Menschen zu beglücken, und den Trieb zu holden Künsten, die er alle gelehrt haben soll, ihren Busen einzuflößen, so sehn Sie vielmehr in dieser Tragödie das Schicksal mit dem leidenden Menschen im Bunde, denn Prometheus weiß ja den Rath des Schicksals, und ist unsterblich. Wenn nun auch diese Tragödie wegen der darin enthaltenen Schmähungen des Zevs von den Griechen als irreligiös verdammt wurde, so können wir doch nicht umhin, den höchsten Kampf um die Religion und für die Religion in diesem Werke zu schauen. In dem erhabenen Protestantismus der Lebenskraft und der Freiheit gegen die Naturkraft und Tyranney, der hier dargestellt wird, läßt sich eine viel reinere Beruhigung schöpfen, als in der griechischen Religiosität, mit der die Tragödien des Sophokles sich schließen. Wo Äschylus den Tod oder das Schicksal darstellt in den Eumeniden, in den sieben gegen Theben – da allenthalben werden sie überschrien vom Tumulte des Lebens. So war die große Natur, die auf ihrem Grabmale wohl der Mitgenossenschaft im Kampfe gegen die Perser, der Thaten des Kriegs, die sie verrichtet, gedachte, von den Tragödien aber, von allem Dichterruhme schwieg. – Sophokles hingegen, dessen Jugend in die kriegerische, dessen Alter in die philosophische Zeit Athens gefallen war, stellt uns das menschliche Gute und Schöne, was im Gefolge der großen Triumphe über Griechenland gekommen war, dar; da aber das reizende Wort seiner Kunst nicht mehr getragen und begleitet wurde von entsprechenden Thaten, so mußte, wie harmonisch seine Kunst auch redete, wie rein das griechische Wesen auch von seinem Munde ausging, dennoch ein viel unversöhnteres Gefühl nach seinen Darstellungen hinterbleiben; immerfort schreckt und betrübt das Traumbild, von dem Novalis sprach:

Das furchtbar zu den frohen Tischen trat
Und das Gemüth in wilde Schrecken hüllte.
Hier wußten selbst die Götter keinen Rath,
Der die beklommne Brust mit Trost erfüllte.
Geheimnißvoll war dieses Unholds Pfad,
Des Wuth kein Flehn und keine Gabe stillte;
Es war der Tod der dieses Lustgelag
Mit Angst und Schmerz und Thränen unterbrach.

Ich nehme den Begriff Tod hier in seiner allerweitesten Bedeutung, als Untergang überhaupt. Da nun dieser in den Tragödien des Sophokles überall zwar gemildert <12:> durch die Kunst, aber nicht besiegt durch die Kunst dargestellt wird; da das Schicksal nie abgebildet wird, als erzeugend das Gefühl der Freiheit, sondern alles sich darauf bezog, das Schicksal darzustellen, als harmonisch eingreifend in die Erzeugnisse der Freiheit; wie furchtbar die Götter auch mit dem Leben der Sterblichen schalteten, dennoch wenigstens einen schönen Akkord zwischen dem Göttlichen und Menschlichen zu bilden versucht wurde – so konnte nie durch die Tragödie jene vollständige Einheit des Glaubens bewirkt werden, die die zukünftige, von mir hinlänglich angedeutete Tragödie in dem Herzen der Zuschauer hinterlassen muß. In diesem Glauben werden Nothwendigkeit und Freiheit einander gegenüber stehn und ineinander leben, ein ruhiges Gesetz wird darin das Göttliche und das Menschliche umfangen, wenn die Griechen nur die unruhige Willkühr des Schicksals zwischen beiden schalten sahn. Es kommt darauf an, das reine Verhältniß zwischen den Griechen und unsern Forderungen an die Menschheit zu bestimmen; dies konnte nicht anders geschehn, als indem ich jenes herrliche Volk augenblicklich diesen Forderungen unterwarf. Lassen Sie uns jetzt ungestört durch diese Forderungen die Darstellung der griechischen Tragödie ruhig beschließen. –
Ich befürchte nicht, daß irgend ein Mitglied dieser verehrungswürdigen Versammlung meine Würdigung des griechischen Alterthums und seiner Tragödie, wie einen Tadel desselben verstanden haben könnte. Das Ideal einer vergangenen Zeit kann man aus der Geschichte herausheben, und mit dem Ideale vergleichen, was man in seiner Brust trägt, aber ruhig füge man es zuletzt an die heilige Stelle der Geschichte wieder ein, von der man es fortgenommen. Sie trauen mir zu, daß nur mit diesem Vorbehalt, ich es auf eine kleine Weile aus seinem Zusammenhang herausgerissen. Voltaire in seinen lettres sur Oedipe verfährt etwas anders mit dem Sophokles. Nachdem er vermittelst der Dacierschen Übersetzung des Sophokleischen Ödipus, diese Tragödie aus dem griechischen Boden herausgerissen, das was ihm die Blüthen an diesem Werke zu sein schienen, abgepflückt, und in seiner Blumenfabrik, wie es sich versteht, einen neuen und bessern Ödip in der Eil zu Stande gebracht hat, wirft er die ehrwürdige Antike fort, und meint: l’harmonie des vers et le pathetique qui regne dans le style de Sophocle ont pu seduire les Athéniens, qui avec tout leur esprit et toute leur politesse ne pouvoient avoir une juste idée de la perfection d’un art qui etoit encore dans son enfance, und um seinen Tadel oder vielmehr um die Griechen zu entschuldigen, nimmt er sich die Mühe zu sagen: nous devons nous mémes en blament les tragédies des Grecs, respecter le génie de leurs auteurs: leurs fautes sont sur le compte de leur siède, leurs beautés n’appartiennent qu’a eux; et il est à croire, que, s’ils étoient nés de nos jours, ils auroient perfectionné l’art qu’ils ont presque inventé de leur temps. Es gehöre, meint dieser beherzte Mann ferner, zu den Ungerechtigkeiten unserer Zeit (der Voltaireschen Zeit,) daß man die Griechen nicht lesen wolle, da sie doch zu viel Schönheiten hätten, pour qu’on les méprise entièrement. – Weit entfernt auch nur vom Skelett der griechischen Tragödie eine Vor- <13:> stellung zu haben, glaubt er dasjenige mit männlicher Reife auszuführen, was die Griechen nur im ersten kindischen Wahne entworfen hätten. – Wir dagegen erkennen als Künstler den Sophokles für unsern ewigen Meister, wir glauben an seiner Hand am sichersten eingeführt zu werden in die Geheimnisse der Kunst, von ihm am sichersten zu lernen, was uns fehlt, eben jene Einheit des Geistes und des Werks, jene Vollendung, jene Gediegenheit, jene dramatische Ganzheit, und jenen in dem Werke selbst gegründeten und ihm ganz eigenthümlichen Rythmus, wir vermessen uns keiner Forderung, als solcher etwa, die aus den religiösen Tiefen unsers Gemüthes entspringt! Wir, die wir Göthen haben, halten noch immer Sophokles für seinen und unsern Meister!

 

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Letzte Aktualisierung 29-Mär-2003
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