Viertes
Lied.
Fern
allein mit ihrem Jammer,
Saß Iduna, fern allein,
Riegelfest in die geheimste Kammer,
Schloß den Schatz der Riesenkönig ein,
Und er war des Tages, Fische fangen,
Mit den Dienern allen ausgegangen.
Und
mit rauschendem Gefieder
Flog ein Falk’ ins Fenster frei,
Setzt sich auf der Göttin Schulter nieder,
Meldet bald, wozu er kommen sei –
Heb’ dich weg! wohl kenn’ ich deine Thaten,
Willst du mich zum andernmal verrathen? <28:>
Spar’,
Iduna, deine Worte,
Sprach der Falk’, und traue mir!
Horch schon klingt des Hofes ehrne Pforte,
Augenblicklich ist der Unhold hier –
Und die Göttin muß den Zorn bezwingen,
Läßt als Schwalbe sich von dannen bringen.
Wie
der Riese das ersehen,
Vögel fliegen über Land,
Kocht sein Herz für Grimm und Liebeswehen,
Und er reißt vom Leibe sein Gewand,
Fliegt als Adler wüthend in die Weite
Nach dem Räuber und der güldnen Beute.
In
Asgartens schönen Auen,
Sel’ger Götter Aufenthalt,
Ist ein wundersamer Hayn zu schauen,
Goldne Zweig’ und Blätter trägt der Wald,
Dort schon senkt mit sausendem Gefieder
Samt der Schwalbe sich der Falk’ hernieder.
Und
der Adler kömmt gefahren,
Schießt hernieder in den Hayn,
Schon versammelt sind der Götter Schaaren,
Werfen Feuer ins Gebüsch hinein,
Taumelnd stürzt der Adler in die Flammen,
Und sie schlagen über ihn zusammen.
Mit
den Äpfeln seltner Tugend
Wird Iduna heimgeführt,
Wiederkehrt die alte sel’ge Jugend,
Wie der Götter Mund die Frucht berührt,
Ewig währt das Fest in Vaters Saale,
Ewig Harf’ und Lied am Göttermahle.