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<Friedrich Baron de la Motte Fouqué (Pelegrin)>, Othar’s Brautwerbung, 47-55; darin: Die Waldfrau, 53

Die Waldfrau.

Schaurig ist’s im wald’gen Runde,
Schaurig in den Thälern unten,
Wenn, vom Wolkenschlei’r umwunden,
Mitternacht auf ihrem Zuge
Hoch und ernst hernieder dunkelt.
Eichen selbst und mächt’ge Buchen
Beben, unberührt vom Sturme,
Rauschen, wie vor graus’ger Kunde.
Wild, in seinen Hölen ruhend,
Starrt empor vom tiefen Schlummer,
Schmiegt sich näher, wie zum Schutze,
Den Genossen, Adler ducken
Scheu das Haupt dem Flügel unter.
Wie nun dir, o zarte, junge
Königstochter, holde Blume?
Wie nun dir allein im Dunkel,
Pfadlos auf dem feuchten Grunde?
Licht der Helden, süßes Wunder,
Strahlenauge, soll dein Funkeln
Hier erbleichen, sonder Spuren
In dem nächt’gen Wald verschwunden?
Nein, Syritha, noch des Muthes
Wahr’ in deinem zarten Busen,
Schöne, nein, du gehst nicht unter.
Siehst du nicht des Lichtes Funken
Schimmernd aus dem finstern Busche?
Auf nun, auf, das Licht zu suchen!
Licht ist ja dem Reiz verbunden.
Zwischen Ästen, über Wurzeln
Schwankt sie fort mit scheuem Fuße,
Klimmt bergan und klimmt bergunter,
Hat zuletzt ihr Ziel gefunden,
Steht als wie vor einem Thurme,
Wie vor eines Felsens Kuppe,
Weiß nicht, rollten’s wilde Fluthen
So zusammen aus dem Grunde?
Bracht’ es Menschenhand in Fugen?
Oder hat sich’s vor dem Grusse
Bösen Zaubers so gerundet?
Ängstlich blickt sie durch die Luken,
Sieht ein gräßlich Weib, mit bunten
Fellen wilder Thier’ umwunden,
Riesengroß der Leib, der Busen
Gelb und hager; über Gluthen,
Halberloschnen, auf dem Grunde
Beugt sie sich, und haucht und hustet,
Zitternd wendet nach dem Busche
Sich das Mägdlein, doch ein Rufen
Krächzt ihr drohend nach vom Thurme:
„Halt! Halt an, du kleine Junge!
Halt! Du kommst mir recht zu Gute.
Hier herein! ich brauch’ ’ne muntre
Hausmagd, brauch’ ’ne leichtbeschuhte
Hirtinn, die durch Wald und Schluften,
Durch der wilden Bäche Fuhrten
Meiner Ziegen Spur erkundet.
Nur herein! Zu schlimmen Grusse
Komm’ ich sonst hinaus ins Dunkel,
Messend deiner Schrittchen Hundert
Leicht mit drei’n von meinem Zuge.
Giengst in Wald zur bösen Stunde,
Zartes Mägdlein. Hast ’nen Buhlen?
Wirst nichts mehr von ihm erkunden.
Käm’ er her, dich aufzusuchen,
Tränk’ ich bald von seinem Blute.
Stehst nun in der Waldfrau Bunde,
Siehst nicht Vater mehr, nicht Bruder,
Spendest meinem Dienst die Jugend,
Munter, Magd und Hirtinn, munter!“

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Letzte Aktualisierung 28-Mär-2003
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