Rudolf
Köpke (Hrsg.), Heinrich v. Kleists politische Schriften und andere Nachträge zu
seinen Werken, (Berlin: A. Carisius 1862), 7f.
Penthesilea
Unter den zahlreich angesammelten Handschriften Tiecks fand
sich in der That eine, die aus dem Nachlasse Kleists herstammte, eine Abschrift der
Penthesilea, vom Dichter durchgesehen und nicht ohne bedeutende Veränderungen einzelner
Verse und Worte von seiner Hand. Aus der Vergleichung mit der Tieckschen Ausgabe, welcher
der Druck von 1808 zu Grunde liegt, und den nicht unerheblich abweichenden Bruchstücken
im Phöbus. ergab sich diese Handschrift als eine dritte noch frühere Bearbeitung
selbständigen Charakters, die aufs neue beweist, wie sorgfältig Kleist seine
Dichtungen im einzelnen durcharbeitete. Dagegen schien sich die nah liegende Vermuthung,
der Herausgeber der Kleistschen Schriften werde von seinen Sammlungen mehr als
dieses eine Erinnerungszeichen bewahrt haben, nicht zu bestätigen, als sich später, bei
der Durchsicht eines Restes ungeordneter Papiere, noch eine Anzahl Blätter nach und nach
unerwartet zusammenfanden. Es war ein Theil des großartigen Bruchstücks Robert Guiskard,
das Kriegslied der Deutschen, das Sonett an die Königin von Preußen und das an den
Erzherzog Karl im März 1809, denen sich einiges Prosaische anschloß; im Ganzen 28
Halbbogen und 6 Blätter in Quart bläulich grauen <8:> Streifenpapiers, dessen
höheres Alter nicht bezweifelt werden konnte. Nur freilich waren es nicht Kleists
Schriftzüge, sondern die altmodisch steife Hand eines sächsichen Schreibers, von der
alles, nach der Tinte zu urtheilen, fast in einem Zuge geschrieben worden war. Zwar
beginnt die Zählung der Seiten mehr als einmal von vorn und manche Blätter sind gar
nicht bezeichnet, aber offenbar liegt hier ein Bruchstück einer Handschrift vor, die
wenngleich sehr verschiedenartigen Inhalts, doch äußerlich ein Ganzes bilden sollte.
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