Hedwig Abeken, Hedwig v. Olfers geb. v. Staegemann 1799-1891.
Ein Lebenslauf, 2 Bde. (Berlin: Mittler 1908/14), Bd. 1 (1908), 156f.
Hedwig v. Staegemann: Tagebuchnotiz zum Käthchen von
Heilbronn, 21. 2. 1811
21. Febr. <1811> Ich las gestern das Käthchen von Heilbronn von
Kleist. Ich halte ihn für eins der größten Genies, die je die Welt getragen hat, und
sein Stück für das reichste Produkt der Phantasie. Wie Faselei klingt das, und laß es
klingen, wie es will, ich werde diese meine Meinung nicht laut werden lassen, doch Tieck
und Kleist werde ich allen kommenden und gewesenen Dichtern vorziehen. Ich weiß auch
nicht, was so Schönes in dem Käth- <157:> chen liegt, aber es reizt mich mehr
als alles übrige. Gestern bei Tisch wurde von Kleist gesprochen, und wenn mich ein
Gespräch sehr interessiert, erfreut oder betrübt, vergesse ich Essen und Trinken.
|