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                    die elegante Welt, 12. 12. 1808, Nr. 221, Sp. 1768: 
                    Korrespondenz und Notizen
 Phöbus
  
                     
                       Aus Dresden.Die von 
                      den Herren Heinrich v. Kleist und Adam H. Müller 
                      seit dem Anfang dieses Jahrs in Dresden auf eigne Kosten 
                      verlegte Monatschrift Phöbus, hat im vorigen 
                      Sommer einige Unterbrechung gelitten, ist aber keineswegs, 
                      wie einige Übelwollende versichert hatten, ganz aufgegeben 
                      worden. Das sechste Stück enthält gleich voran le retour 
                      des Grecs, eine Übersetzung des bekannten Schillerschen 
                      Gedichts von der Frau v. Stael, ein in jeder 
                      Rücksicht merkwürdiges Stück, da man daraus die Manier beurtheilen 
                      kann, in welcher diese berühmte Schriftstellerin in ihrem 
                      Werke über die deutsche Literatur, das sie seit mehrern 
                      Jahren vorbereitet, auch Bearbeitungen der vorzüglichsten 
                      Stücke unserer berühmtesten Dichter aufstellen wird. Das 
                      Märchen von der langen Nase und Michael Kolzhaaß sind zwei Erzählungen 
                      im echten Ton der Volkslegende. Von A. Müller 
                      finden sich hier Vertheidigungen der franz. Literatur, von Kleist 
                      Epigrammen, treffend durch Spitze und Inhalt, aber etwas 
                      hart versifizirt. Das siebente Stück ist nun 
                      auch schon im Verlage der Waltherschen Hofbuchhandlung erschienen, 
                      von welcher wir, laut einer gedruckten Anzeige, die übrigen 
                      5 Stücke gleichfalls noch bis zum Ablaufe des Jahrs zu erwarten 
                      haben, so daß also auch die Pränumeranten ihre Befriedigung 
                      erhalten werden. Nur die Umrisse, welche die ersten fünf 
                      Stücke zieren, fallen bei den übrigen weg. Im siebenten 
                      Stück macht eine Betrachtung über den Charakter der spanischen 
                      Poesie aus A. Müllers Vorlesungen den Anfang, die mit einem 
                      großen Lobspruche auf Schlegels Calderon schließt. Von der 
                      didaktischen Poesie handelt Nienstädt. Wezel 
                      hat die Iduna, die Göttin der Unsterblichkeit, nach der 
                      isländischen Edda in vier Liedern besungen. Von ihm sind 
                      wohl auch Gottes Strom nach dem Talmud 
                      und die versäumte Kirche, ein seltsamer Schwank im Volkston, 
                      mit einem Zusatz von Teufel- und Gespensterschauern, der 
                      seine Wirkung nicht verfehlen würde, wenn nicht das neueste 
                      mit dem altväterschen auf eine etwas auffallende Weise zusammengelöthet 
                      wäre. Den Beschluß machen philosophische und kritische Miszellen, 
                      in Mannichfaltigkeit der Form und Inhalt ungemein anziehend. 
                      Der großen, jüngst verstorbenen Schauspielerin Betty Koch, 
                      verehl. Roose, wird hier unter andern ein kleines, aber 
                      vielsagendes Denkmal voll gerechter Würdigung gestiftet.
 Kolzhaaß] 
                      sic!
 Gottes 
                      Strom] ohne Verfasserangabe, Die versäumte Kirche lt. 
                      Inhaltsverzeichnis Phöb. VI 46 von We(t)zel
 
 
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