Allgemeine Zeitung (Ulm),
13. 6. 1804, Nr. 165, 660
Die Familie Schroffenstein
Die Aufforderung, durch welche ich Mitarbeiter für die Vierteljährlichen
Unterhaltungen zu werben, und diesem Journal ein dauerndes Lebensprinzip zu geben
suchte, ist bis jezt nicht ohne manchen angenehmen Erfolg geblieben, so wie sie mir
freilich auch hin und wieder Anerbietungen zuwege gebracht hat, die mich in eine
Verlegenheit sezten, aus welcher ich mich nicht besser zu ziehen wußte, als indem ich sie
nicht beantwortete. Ich denke, in gleichen Fällen der nemlichen Methode treu zu bleiben,
an welcher die Bequemlichkeit der augenscheinlichste, aber würklich nicht der einzige,
Vortheil ist; um aber den Abgang von Beiträgen, welche den Erwartungen des Publikums
nicht entsprechen möchten, zu ersezen, werde ich anonyme und pseudonyme Schriftsteller,
deren Werke mich bedauern machen, daß sie meine Aufforderung noch nicht auf sich beziehen
wollten, von Zeit zu Zeit öffentlich ersuchen, sich unter derselben verstanden zu
glauben. Möchten für jezt der ungenannte Verfasser des Trauerspiels: die Familie
Schroffenstein, und der ohne Zweifel pseudonyme Verfasser des Romans: der
Palmsonntag, sich dieses gesagt seyn, und mich bald erfahren lassen, daß sie meine
Anrede vernommen haben, und sie meinem Wunsche gemäs erwiedern wollen!
Ulm, 12 Junius, 1804.Ludwig Ferdinand Huber.
Huber] Cf. >> Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete,
unbefangene Leser (Berlin), 4. 3. 1803, Nr. 36, 141f.
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