Erich Schmidt, Arnim
an Iffland, in: Allgemeine Zeitung (München), 17. 1. 1907,
Nr. 14, Beilage, 99f.; darin: 100
Kleist, Achim v. Arnim und August Wilhelm Iffland
Dieser mir durch die Güte des Herrn Generalintendanten v. Hülsen
zur Veröffentlichung überlassene lange und bedeutende Brief
muß um so willkommener sein, als Arnim selbst 1817 im Gubitzischen
Gesellschafter Ifflands sehr eingehende Antwort
vom Silvestertag abgedruckt hat (wiederholt in J. M.
Wagners Archiv für die Geschichte deutscher Sprache
und Dichtung, Wien 1874, S. 313ff.) unter der Ueberschrift:
Das Unglück eines Theater-Direktors. Einleitend
spricht er sein Bedauern aus, den ausgezeichneten Mann persönlich
nur wenig gekannt zu haben, rühmt, wie er es brieflich getan,
die ihm auf ein Gespräch über Autobiographien hin zugesandte
Jugendgeschichte (neben Meiner theatralischen Laufbahn
1798) und sucht, nach unbefangener Erinnerung an den zwischen
Iffland und dem Publikum entbrannten Krieg, die Linien seines
Schreibens nachzuziehen. Die Korrespondenz Adam Müllers und
Ifflands ist unbekannt. Der einliegende dramatische
Versuch war das teils so lebensfrische, teils so abstruse
Doppelspiel Halle und Jerusalem (1810)
Iffland beginnt schmeichelhaft: Ich danke Ihnen sehr
für die Mittheilung Ihrer Dichtung, deren Genialität ich so
vollständig anerkenne, als vollständig sie mir Vergnügen gemacht
hat. Sie werden, wenn Sie es wollen, nach sechs Jahren etwa,
etwas herrliches für die Bühne liefern, weil Sie alsdann von
dem, was Ihnen jetzt Zwang zu seyn dünkt, Manches beobachten
werden, ohne der Kraft und Charakterzeichnungs-Festigkeit
weh zu thun, welche Sie in der That reichlich besitzen.
Dieses sauersüße Lob will Arnim nicht streichen, denn sein
auch uns ermahnender Grundsatz lautet: Das Vollständige
und Unveränderte in der Bekanntmachung von Briefen der Verstorbenen
scheint eine heilige Pflicht. Er schließt die Vorrede
mit der Bemerkung: Ob Alles beantwortet
worden, was mein Brief enthielt, weiß ich nicht mehr anzugeben;
ich meine aber, daß ich noch Mancherlei, vielleicht auch etwas
zu Gunsten Kleists geäußert habe, der uns wahrscheinlich
erhalten wäre, wenn das Theater sein Talent nicht zurückgewiesen
hätte. Die Antwort zeigt deutlich den guten Willen des Verstorbenen,
allen Anforderungen zu genügen, aber auch die Ueberladung
mit Geschäften und den Ueberdruß gegen das, einem Direktor
nothwendigste aller Geschäfte: mit der unruhigen mitlebenden
Schriftstellermasse in steter Bekanntschaft und Wechselwirkung
zu bleiben.
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