Hans Joachim Kreutzer, (Rezension:) Helmut Sembdner (Hrsg.), Heinrich von Kleists
Lebensspuren (1964), Heinrich von Kleists Nachruhm (1967), Kleist-Bibliographie 1803-1862
(1966),in: Euphorion 62 (1968), 188-224; darin: 204
Otto August Rühle v. Lilienstern an Karl Bertuch, Dresden,
18. 12. 1807
Jetzt, theurer Freund, noch eine große Bitte an Sie und Ihren Herrn Vater.
Sie erhalten dabei die Annonce eines neuen Kunstjournals, welches meine beiden Freunde
Müller und Kleist herausgeben werden. Wir rechnen alle drei, auf Ihre gütige und
thätige Unterstützung und Mitwirkung, und bitten um die Erlaubniß, Sie, gegen eine
Provision, welche Sie selbst zu bestimmen die Güte haben werden, als Debiteure dieses
Journals öffentlich nennen zu dürfen. Reimer Perthes und Cotta werden eine gleiche
Gefälligkeit haben. Bei Ihren vielfältigen Konnexionen und Versendungen sind Sie sehr
leicht im Stande, es schnell bekannt zu machen, und ihre Empfehlung wird von größerer
Wirkung sein, als die größten Lobpreisungen von anderer Seite her. Sollten Sie zu diesem
Zweck irgend eine Anordnung nöthig finden, so bitten wir Sie recht sehr, sie ohne weitere
Anfrage ins Werk zu setzen. Böttiger, Wieland, Prof. Müller, Jean Paul Jakobi,
Schleiermacher, und mehrere andre habe wir in unser Intereße gezogen. Auch Göthe haben
wir ersucht, seinen Namen zu borgen, wenn nicht seine Feder, und wir hoffen, daß er uns
nicht gänzlich zurückweisen wird, da er die Unternehmung des Prometheus, mit der wir in
aller Art glauben wetteifern zu können, so sehr begünstigt. Können Sie auch dort für
uns wirken, so werden Sie uns natürlich nicht wenig verbinden. Kügelchen und Hartmann
intereßiren sich sehr lebhaft dafür, und letzterer wird die Direktion über alles
übernehmen, was auf bildende Kunst Bezug hat. Das Honorar von 30 rt unmittelbarer
Bezahlung für den Bogen, glaub ich, ist auch von der Art, daß sich niemand
schämen darf uns mit Beiträgen zu versehn. Daß wir allerdings eine genaue Auswahl
treffen werden, ist ebenso gewiß. (Wenn ich sage: uns, so verwundern sie
sich nicht darüber, denn ich bin so gewöhnt daran, daß Intereße meiner Freunde als das
Meinige zu betrachten, daß ich mir oft selbst einbilde es sei mein eignes, obschon ich
hier keinen anderen Antheil habe, als das Amphitheater an dem eigentlichen Theater.) Leben
Sie wohl, theuerster Freund und entschuldigen Sie meine ununterbrochenen Anliegen,
H: GSA, Nachlaß Bertuch-Froriep
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