Friedrich de la Motte Fouqué (Rez.),
Herrmann, Trauerspiel von Karl Wolfart, in: Der Preußische
Vaterlandsfreund, 27. 4. 1811, Nr. 34, 141f. (166 Zeilen);
darin: 142 (Z. 57-74)
Die Herrmannsschlacht
Nicht als Rüge der Ansicht,
welche uns der Dichter vom Herman aufgestellt hat, wohl aber als überhaupt sehr bedeutsam
stehe hier eine andere, die einem Freunde zugehört. Herman,
sagt dieser, hinterging wohl den Varus weder durch Schlauheit noch Verschlossenheit,
sondern durch eben jene herzige Fröhlichkeit, welche dem Deutschen ganz eigentümlich
angehört, und ihn auch in den schwierigsten Lagen nicht zu verlassen pflegt. Ist der
Entschluß gefaßt, das Nöthige geordnet, wozu dann noch grübeln und sich grämen? Was
recht ist, wird geschehn, denn Allvater lenkt. Von einer solchen Sinnesart konnte sich nun
Varus wohl nichts träumen lassen, und ging in unrettbarer Verblendung dem,
insofern unwillkürlich, aufgestellten Netze entgegen. Möchte der, welchem wir
diesen Blick in das tiefste Wesen der Deutschen verdanken, uns einen solchen Herman
dichten! Grade das vermöchte er vor Allem am Besten.
Ansicht <...>
einem Freunde zugehört] Die folgende, sehr wahrscheinlich
Kleist zugesprochene Bemerkung ist nirgendwo sonst belegt
und beruht vielleicht auf einer persönlichen Mitteilung.
Über Fouqués Kenntnis des im Winter 1808/09 in Dresden kursierenden
Manuskripts der Herrmannnsschlacht ist nichts
bekannt. Von Fouqué sind weder nach dem fragmentarischen
Abdruck des Stücks in den Zeitschwingen durch Johann
Baptist Pfeilschifter 1818 noch nach dem Gesamtdruck
in den von Ludwig Tieck herausgegebenen Hinterlassenen
Schriften 1821 Äußerungen zu diesem Drama überliefert.
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