Jens
Immanuel Baggesen, Der Karfunkel oder Klingklingel-Almanach. Ein Taschenbuch für
vollendete Romantiker und angehende Mystiker. Auf das Jahr der Gnade 1810. <
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(Tübingen: Cotta [1809]); darin: 41f.
Die sieben und zwanzig Romantiker\1\
Erstes Sonett colla coda.
Horcht auf! ich muß euch hohe Dinge sagen:
Mit Eis die Brust umpanzert
singt Ringseis
Auf Friedrich Schlegelsch
durch romantischen Steiß;
Ihm applaudiren Chamisseau,
van Hagen.
Rottmanner, Giesebrecht, Bernhardi, jagen
Mit Kleist, dem
dritten, um den Dichterpreis;
Arnim und Görres
speisen Indus-Reis;
Lasseaux trägt bunte
Jacken ohne Kragen.
Fromm singen Isidorus, Ast und Tieck;
Fromm klingen Rostorf,
Loë, Löew und Brauser:
Fromm springen Florens,
Lacrimas, Sylvester,
Wie vor der Bundeslade König Pieck.
Auch Christian Schlosser,
der romantsche Sauser,
Und Pellegrin, und
Tieks geistvolle Schwester
Erhebend mit Brentano ihr Gequieck
Dann baut noch Adam
Müller, der Kalmauser
Für alle diese Sänger Vogelnester.
Sirius.
\1\ Es sind deren
eigentlich 270. Weil man aber, theils alle 270 Namen nicht in ein Sonett, trotz dem
Schwanze, bringen konnte, theils nur die 27 wußte, wurden sie decimirt.
A. d. H.
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Die sieben und zwanzig Romantiker\2\.
Zweites Sonett cola coda.
Von neuern Sängern will ich Kunde sagen:
Friz Schlegel, Florenz,
Loë, und Ringseis
Schnurrpfeifen, statt des
Mundes, mit dem Steiß;
Desgleichen Lacrimas,
Lassaults, von Hagen.
Brentano, Löw, und Kleist (der letzte) jagen
Im Wettlauf um der Aftermuse Preis;
Auch Ast, mit manchem
dürren Neben-Reis,
Rostorff und Görres,
Narrn mit Kopf und Kragen;
Bernardi dann, und Pillegrim, und Tiek,
Rotmanner,Chissebrecht,
Chamisso, Braußer,
Arnim, sammt Christian
Schlosser, mit Silvester,
Und Er, ein Harfner, fromm wie König Pieck,
Freund Isidorus, der
Sonettensauser,
Auch eine gwisse
wunderhörnge Schwester,
Nebst Müller stimmen all ins Steißgequieck.
Zuletzt stiehlt Julius,
der Jud, als Mauser,
Steißreime, wie, als Kind
schon, Vogelnester
Pseudo-Isidorus.
\2\
Es ist äußerst unterhaltend und lehrreich zugleich, zu sehen,
wie zwei Dichter, mit gleichen Endreimen, den nehmlichen
Stoff behandeln. Wir werden unsern Lesern diesen seltenen
Genuß öfters schenken können. Übrigens ist mir nicht entgangen,
daß der erste den Julius vergessen habe, und daß sie beide
in der Orthographie der Namen sehr von einander abweichen.
Ich kann es aber nicht ändern, da ich nicht weiß, auf welcher
Seite der Irrthum ist. Die zwei andern Sonette, gleicher
Reime und gleiches Inhalts halte ich zurück; denn
wie gesagt man kann des Guten zu viel haben.
A. d. H.
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