XII. Geisternähe.
(Fragment.)
Nicht stumm, wie sie
dem blöden Sinn sich zeigen,
Sind
Felsen, Bäume, Quellen, um dich her,
Drum scheue du des Orts geheimen Zeugen,
Denn
keine Stätte ist von Geistern leer,
Es wird noch nach Jahrhunderten nicht schweigen,
Verborgne
Gräuel rügen streng und schwer.
Und in unheimlich schreckenden Gesichten,
Urenkeln noch die Missethat berichten.
Denn gleichwie Lettern
dem Gedanken Leben
Noch
bei den spätesten Geschlechten leihn,
So prägt den Dingen, die ihn still umgeben,
Der
Mensch bedeutungsvoll sein Bildniß ein,
Und will ein Sturm sich wider ihn erheben,
Oft
stellen sich geheime Boten ein.
Der todte Hausrath selbst muß sich beleben,
Und seltne Töne ahndend von sich geben.
Nur Eine Hemisphär’
ist uns geblieben.
Die
Andre ist uns unbekanntes Land,
Doch oft umleuchtet uns ein Blitz von drüben,
Ergreift
uns eine räthselhafte Hand,
Da ist ein andrer Haß – und ander Lieben,
Und
andrer Zungen seltsamer Verstand.
Hier bindet nicht des Raumes träge Schranke,
Und was du Zeit nennst, ist hier Ein Gedanke.
In ew’gem Wandel weben
dort Gestalten,
Die
ewig fern und unaussprechlich nah,
Entfliehn willst du und fühlst dich fest gehalten,
Und
was dein Auge sonst verhüllt nur sah,
Es bricht der Wundergeist aus seinen Falten,
Du
selber stehst vor deinen Augen da,
Doch eh’ du dich vom ersten Schreck besonnen,
Entflohn ist die Erscheinung und zerronnen.