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<Adam Müller>, X. Druck der Seele, 39f.

X. Druck der Seele.

Immer denk’ ich, ’s soll sich wenden
Und mein traurig Schicksal enden,
Doch die neue Stunde bringt
Gram, der wie der alte klingt.

Immer steht der Teufel drüben,
Soll die Kraft des Herzens üben:
An der Kriegesfreude statt
Wird das Herz zu schlagen satt.

Tod und Schmerz erregen Schrecken
Statt des Lebens Lust zu wecken,
Nichts verschobnens will sich fügen,
Des Gefühls Gewalt nicht siegen.

Lieber Schmerz, vertausch die Töne
Das der Gram den Gram versöhne,
Spiel in Farben, daß nur Licht
In die dunkle Seele bricht.

Großes hab’ ich unternommen,
Kleines ist abhanden kommen,
Nun, für die Versäumniß, rächt
Sich dies winzige Geschlecht.

„Kraft, was allzugroß, zu spalten
„Und was klein ist, zu gestalten,
„Erd- und Welt-Geist zu verbinden,
„Dies allein befreit von Sünden.“ <40:>

Nun, ich will auch keinen Frieden,
Doch die Leiden sollen schmieden,
Nicht bloß drücken, will das Herz,
Es verlangt lebend’gen Schmerz.

 X**

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Letzte Aktualisierung 26-Jan-2003
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