3. Einheit in
der Zweiheit.
Liebt ihr ein
Schönes, so geht ihr darin unter; zwei Schönen als
zwei zu lieben, vermögt ihr nicht, oder sie zerreißen
euch: liebet demnach ein Schönes in zwei entgegengesetzten
Schönheiten, oder die Schönheit in zwei entgegengesetzten
Schönen, so lebt ihr.
Erkennt
ihr ein Einzelnes, die Idee, oder das Reale, als allein
wahr, so geht ihr unter in der Schwärmerei, oder in
der Empirie, in der Dynamik, oder in der Atomistik;
erkennt ihr der Idee und des Realen, als zweier getrennte
Wahrheit, so zerreißt euch der Dualismus, so zernagt
euch der Eklekticismus; erkennet demnach die Idee
in der Idee und dem Realen, das Reale im Realen und
der Idee, erkennet das Eine in Beiden, so philosophirt
ihr. – Richtet demnach nie eure Blicke ausschließend
auf die Einheit der Welt oder eines Dinges, fixirt
euch nicht; verweilt nie ausschließend bei den Unterschieden,
den Gegensätzen der unendlichen Mannichfaltigkeit
der Dinge, zerstreut euch nicht, sondern, wo
ihr das Eine gewahret, da spaltet es in die nothwendigen,
sicherlich vorhandnen feindseligen Elemente, welche
es bilden; oder betrachtet es selbst (aus dem einfachen
Grunde, weil es allein, ausschließend allein da sein
will) als ein feindseliges Element, und sucht ihm,
es zu bändigen, aus der umgebenden Welt, ein entgegengesetztes
feindseliges Element, ein Antelement, ein Antorganisches,
und lasset die beiden erstreiten und erzeugen ein
Höheres, welches ihr Idee, oder mit Rücksicht auf
den realen Weg, auf welchem es gewonnen, reale Wahrheit
nennen mögt.
A. M.
(Diese Fragmente
werden fortgesetzt.)