9. Idealistische
Naturansicht.
Diese herrliche Welt,
wir nannten sie immer die beste,
Und
von jeher gefiel allen Vernünftigen drin,
Hell genug schien Jedem die Sonne, so war auch der Himmel
Hoch
genug, und das Meer – tieferes wußte man nichts.
Jeglicher lobte das Grün der Felder, die Blüthe des
Baumes,
Und
so fand auch den Schnee schwerlich ein Auge zu schwarz.
Auch die Früchte, den Wein, wir ließens trefflich uns
schmecken,
Und
es gedieh uns, die Welt machte uns wacker und stark.
Und jetzt kommen da Herren, die schrein: das ist nur
die todte
Schlakke,
was ihr da seht, höret und fühlet und schmeckt,
Ist nur der Niederschlag der wahren Welt der Ideen,
Ist
der Sündenfall, und wohl der Teufel dazu.
Laßt euch nicht närren und denkt, es sei wirklicher
Wein, wenn ihr Wein trinkt,
Nichts
als das Zusehn habt ihr, wie es Andern schmeckt,
Droben im Himmel da säuft euch ein Andrer indessen den
Wein weg,
Wischt
sich das Maul und ihr steht unten mit trockenem Mund.
Aber die wahre Welt, versteht, die Welt, wie sie sein
soll,
Die
hat kein Mensch in der Welt, wir nur, wir führen sie
ächt;
Freilich mit nichten den Plunder von Himmel und Erd’
und was drin ist,
Weder
Sonne noch Mond – Alles nur reine Idee!
Wasser schmeckt uns wie Wein, und Marcipan wie Commißbrodt,
Seht
nur in unser Papier, da ist die wahre Natur!
Guter Schöpfer, wie nun? wenn jeder Professor dir eine
Bessere
Welt erschafft, als du zu Stande gebracht?