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Hermann F. Weiss, Funde und Studien zu Heinrich von Kleist (Tübingen: Niemeyer 1984), 240f.

Rudolf v. Lützow an Clemens Fürst v. Metternich, Kopenhagen, 15. 2. 1813

Copenhagen den 15. Februar 1813.

Hochgeborener Graf!
Bey Uebernahme der Effecten und Papiere des hier verstorbenen k. k. Legations Rath und Geschäftsträgers v Buol, war ich am ersten beschäftigt letztere zu durchsuchen und in einige Ordnung zu bringen. Ich fand bestätigt, was ich durch frühere <241:> genaue Bekanntschaft mit dem Verstorbenen schon bestimmt wuste, daß nämlich die Maße derselben nicht unbeträchtliche seyn würde.
Nebst einer zahlreichen Correspondenz mit Staatsbeamten, Gesandten, Gelehrten, seinen Verwandten und Freunden fand sich auch eine Menge von Auszügen und Uibersetzungen aus verschiedenen teutschen, französischen und englischen Werken, Journalen und Zeitungen: dann auch einige Manuskripte jenes durch sein tragisches Ende berühmt gewordenen Heinrich v. Kleist; meistens Gelegenheitsschriften geschrieben im J:1809, ohne hohen poetischen Werth und die herannahende Geisteszerrütttung des Verfaßers zimlich deutlich aussprechend.
Unter den Briefen befinden sich mehrere von und an Euere Excellenz, geschrieben in früheren Jahren, ferner an und von Zichy, so einige Unbekante, worunter auch an einen H. Fenwick, so vermuthlich englischer Konsul in Helsingborg, gegenwärtig in Engelholm, endlich auch eines von Admiral Saumarez,\29\ allgemeine Anerbietungen und Komplimente auf ein Schreiben des Verstorbenen enthaltend. Noch fanden sich mehrere von seinem Bruder,\30\ von einem Cousin Franz, und von einem Vetter, der sich G. unterzeichnet. Nebst einer Menge Familienpapiere welche vielleicht einigen Werth für seinen Bruder haben dürften, fand ich auch einen Faszikel mit der Aufschrift „Belege zu meiner Jugend und Dienstgeschichte“. Diese letztern Papiere dürften vielleicht ohne Ausnahme vertilgt werden, da sie denn doch vielleicht irgend etwas enthalten könnten, welches nicht für jedermanns Kentniß geeignet wäre. Noch befinden sich darunter ein Chriffre wahrscheinlich für Privat-Korrespondenz mit einem seiner Freunde bestimmt. Ich erbitte mir indeß hierüber sowohl als über die vorgenanten verschiedenen Papieren und Briefschaften Eurer Excellenz höchstverehrliche Weisung, ohne welche ich weder eine Ablieferung, noch Vernichtung derselben vorzunehmen wagen würde.
Empfangen Euere Excellenz den Ausdruk meiner tiefen Verehrung

R. Lützow

\29\ James Lord de Saumarez (1757-1836).
\30\ Gebhardt von Buol zu Berenberg und Mühlingen (1775-1824).

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