Zeitung für die elegante
Welt, 15. 10. 1810, Nr. 206, Sp. 1639f.: Korrespondenz und Notizen.
Aus Berlin, im Oktober (85 Zeilen). Sp. 1640 (Z. 64-80)\1\
Berliner Abendblätter
Seit dem ersten dieses Monats erscheinen hier täglich, mit Ausschluß des
Sonntags, Berliner Abendblätter: jedes Blatt besteht aus einem Viertelbogen.
In dem zur Einleitung dienenden Gebet des Zoroaster
wird der Zweck derselben im Allgemeinen so angedeutet: Durchdringe mich ganz, vom
Scheitel zur Sohle, mit dem Gefühl des Elends, in welchem dieß Zeitalter darniederliegt,
und mit der Einsicht in alle Erbärmlichkeiten, Halbwahrheiten, Unwahrhaftigkeiten und
Gleisnereien, von denen es die Folge ist. Stähle mich mit Kraft, den Bogen des Urtheils
rüstig zu spannen, und in der Wahl der Geschosse, mit Besonnenheit und Klugheit, auf daß
ich jeden, wie es ihm zukommt, begegne: den Verderblichen und den Unheilbaren, dir zum
Ruhm, nieder werfe, den Lasterhaften schrecke, den Irrenden warne, den Thoren, mit dem
bloßen Geräusch der Spitze über sein Haupt hin, necke. Und auch einen Kranz lehre mich
winden, womit ich, auf meine Weise, den, der dir wohlgefällig ist, kröne
u. s. w.
\1\ Nachdruck in: Königl.
Preuß. Staats- Krieges- und Friedens-Zeitung (Hartungsche Zeitung, Königsberg),
8. XI. 1810 (lt. Helmut Sembdner, Die Berliner Abendblätter Heinrich von
Kleists, ihre Quellen und ihre Redaktion, Berlin 1939, 8).
Einleitung] BA 1. Bl./1. X. 1810.
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