Zeitung für
die elegante Welt, 14. 3. 1808, Nr. 42, Sp. 335f.: Korrespondenz-
und Notizen-Blatt; darin: Sp. 335
Der zerbrochne Krug
- Aus Weimar.
- Neulich
wurde hier zur Fastnacht ein neues burleskes Lustspiel vom
Hrn. v. Kleist gegeben: der zerbrochene
Krug. Die Geschichte des Stücks ist wirklich komisch,
und es würde gewiß sehr gefallen haben, wenn es auf einen
Akt zusammengedrängt und alles gehörig in lebhafte Handlung
gesetzt wäre. Statt dessen ist es aber in drei lange Akte
abgetheilt, und besonders wird im letzten Akte so entsetzlich
viel und alles so breit erzählt, daß dem sonst sehr
geduldigen Publikum der Geduldfaden endlich ganz riß,
und gegen den Schluß ein solcher Lärm sich erhob, daß keiner
im Stande war, von den ellenlangen Reden auch nur eine Sylbe
zu verstehn. Unsre neuesten Poeten von Talent sind so stolz,
daß sie glauben, dem Publikum alles bieten zu können, und
daß sie meinen, es müsse sich schon geehrt fühlen, wenn
man sich nur herablasse, ihm etwas zum Besten zu geben.
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