Miszellen für
die neueste Weltkunde, 6. 10. 1810, Nr. 80,
319f.: Varietäten
(Darin 319: Aus Deutschland; 56 Zeilen). (a:)
(Bis Z. 6); (b:) (Ab Z. 39)
Erzählungen, Das Käthchen von Heilbronn
<a:>
- Aus Deutschland.
- *
Das allgemeine Bücherverzeichniß der Michaelismesse
vom J. 1810 gibt uns, ausser den zahlreichen Schul-
und Kinderschriften, Taschenbüchern und Almanachen (unter
diesen drei Kartenalmanache mit einemmal) auch
von mancher andern dankenswerthen Bereicherung der deutschen
Literatur Anzeige. <
>
<b:>
In der sogenannten schönen Literatur, die ihren
Namen oft Lügen straft, wenig Ausgezeichnetes. Originell
ist aber doch das aus dem Englischen übersetzte menschliche
Elend von James Beresford, welches uns A. Wagner
bei Lübek in Baireuth in deutschem
Gewande gab; seltsames und nicht übles Gegenstück zu Salzmanns
halbvergessenem Karl von Karlsberg. Von C. Th. Beils
Gedichten lieferte Schwan und Götz in Mannheim,
und von Hubers Gedichten, die Buchhandlung in St. Gallen
ihren Freunden eine willkommene Sammlung; Bodenberg
besang die Ströme Germaniens. Interessanter sind, als die
Poesie dieser Messe, die Prosaiker. Göthes
Wanderjahre seines Wilhelm Meister, H. v. Kleists
Erzählungen und Lafontaines neuere Romane
werden am meisten die Aufmerksamkeit der Unterhaltungssüchtigen
anziehen.
Die
dramatische Literatur leidet anhaltend den größten Mangel;
stände am Ende nicht Kotzebues fruchtbare
Muse den Bühnen bei, sie würden verderben. Die Franzosen
haben doch zur Noth noch Aschenbrödelchen und Schwiegersöhne
zu sehen; aber unsere Hagemannschen Orgelpeter,
das Kleistsche Käthchen von Heilbronn, oder Jul. v. Voß
Harlekin trösten so schlecht, wie Ifflands Übersetzungen
der französischen Kleinigkeiten.
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