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Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser (Berlin), 1. 4. 1808, Nr. 66, 261f. (139 Zeilen); darin: 261f. (bis Z. 63)

„Phöbus“  

Neue Zeitschriften.

Prometheus, eine Zeitschrift; herausgegeben von Leo v. Seckendorff und Joh. Lud. Stoll. Ersten Bandes erstes Heft. Wien, in Geistingers Buchhandlung. 1808.
Wir haben mit Anfang dieses, an neuen Zeitschriften vorzüglich reichen, Jahres zwei ästhetische Journale erhalten – Phöbus und Prometheus – die sich beide mit vieler Prätension ankündigten, Erwartungen zu erregen wußten, und bei ihrer Erscheinung – täuschten. Von der erstgenannten Monatsschrift ist schon in diesen Blättern gesprochen worden. Die bis jetzt erschienenen Hefte zeichnen sich durch eine merkwürdige Verschrobenheit aus, und dürften wohl nur in den intimeren Freunden ihrer Verfasser ein beifälliges Publikum finden. Die meisten Leser (und unter diesen zwar die geistvollsten und unbefangensten) werden die Blumen, die an dem Lichte dieses Phöbus aufgekeimt sind, für duft- und farblos, die Früchte, die seine Strahlen gereift haben, für unschmackhaft erklären. – Den Prometheus mögte, nach gegenwärtigem ersten Hefte zu schließen, ein gleiches Verdammungs-Urtheil treffen. Leider! scheinen die Herausgeber dieser Zeitschrift mehr nach berühmten (hier und da wohl auch nur berüchtigten) Namen, als nach Ruhm verdienenden Aufsätzen zu haschen, und das pflegt einem Institut in der Regel immer zum Nachtheil zu gereichen. Berühmte Männer sind gewohnt, die zudringlichen Bitten um Beiträge, wenn sie aus Rücksichten nicht durch abschlägliche Antworten beleidigen wollen, durch das Geringfügigste, was sich unter ihren Papieren findet, abzufertigen, und da das Publikum jetzt wirklich zu hellsehend ist, um sich durch geschätzte Namen zu Gunsten werthloser Arbeiten bestechen zu lassen, und Dinge schön zu finden, die es in der That nicht sind; so wird es über den ihm gespielten Betrug, es auf diese Weise ködern zu wollen, ohne seine gerechten Erwartungen zu befriedigen, unmuthig, und versagt seine Unterstützung. Manche Zeitschrift eilte schon auf diesem Wege einem frühzeitigen Ende entgegen. Wer erinnert sich hier nicht sogleich des längst verschollenen Weimarischen Taschenbuchs, das vor mehreren Jahren von dem einen Mitherausgeber des Prometheus begonnen wurde, mit den gefeierten Namen eines Göthe, Herder, Wieland, Jean Paul u. s. w. prunkte, wegen Mangel an wahrem Gehalt aber doch keinesweges für sich zu interessiren vermochte, und deshalb bald aufhören mußte? Es sollte mir leid seyn, wenn ein gleiches Schicksal dem Prometheus bevorstünde, es sollte mich um so mehr schmerzen, da ein solches Journal, von kundigen Männern geleitet, für die ästhetische Cultur der östreichischen Länder, wo es jetzt im Reiche der Künste und Wissenschaften immer lichter zu werden scheint, sehr wichtig und erfolgreich werden könnte. Möchten die Herausgeber diesen Wink benutzen, und bei der Auswahl der aufzunehmenden Aufsätze mit mehr kritischer Strenge verfahren! Nur so können sie ihrer Zeitschrift eine lange Dauer geben. Jetzt zu einer kurzen Anzeige des Inhalts.

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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