Allgemeiner Deutscher
Theater-Anzeiger (Leipzig), 26. 7. 1811, Nr. 30, 127f.
Der zerbrochne Krug, Revision der
neuesten dramatischen Literatur.
(Fortsetzung.)
2) Der zerbrochene Krug, Lustspiel von Heinrich von Kleist.
Berlin 1811.
Der Verfasser hat seine Stunden; und wenn er in dem vorhergehenden Stücke jeden
gebildeten Geschmack gewaltsam von sich zurück stieß, so zieht er uns im Gegentheile
hier wieder durch ächt originelle Scenen an, und wir müssen in der That bedauern, daß
bey dem komischen Humor, mit dem es reich ausgestattet ist, einzelne Momente durch das
Manierirte und zu Gesuchte des Styls wieder verloren gehen. Überhaupt gilt das Lob nur
von der ersten Hälfte des Stücks; indeß sich gegen das Ende hin, die dramatische
Ökonomie auflöset, und alles so breit wird und, besonders in den angehängten Varianten,
so sehr sich aus seinem eigentlichen Charakter verirrt, daß es sehr zu wünschen wäre,
daß das Stück an dem Verfasser selbst einen Umarbeiter fände, es für die Bühne zu
retten, auf der es, so wie es jetzt ist, sich nie mit Glück behaupten wird.
(Die Fortsetzung folgt.)
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