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Allgemeine Zeitung (Ulm), 21. 9. 1808, Nr. 265, 1057f.: Blike auf die Leipziger Jubilatemesse 1808. 7. Buchhandel. (118 Zeilen); darin: 1058 (ab Z. 90)

„Phöbus“

<…> – Die Journalistik, die ein gutes Drittel unserer ganzen Literatur beträgt, schien zum Schreken aller sogenannten soliden Literaturmänner, so viel sich bei einer allgemeinen Meßübersicht bestimmen läßt, nach allen Seiten hin polypenartig, neue Absezlinge zu gewinnen, ob zum Heil oder zum Verderben des Buchhandels, läßt sich schwer bestimmen. Ein Journal oder eine Zeitung, die sich einmal ihren Weg gebahnt hat, steht durch die vielen Journalzirkel und Lesekabinets auf fester Basis, da hier die Abnehmer und Leser gleichsam unsterblich sind. So viel ist gewiß, daß sowohl Köche als Gäste sich noch immer sehr wohl dabei zu befinden scheinen, und daß Friederichs ominöses Wort vor der Schlacht vor Prag: frische Fische, gute Fische! hier wenigstens seine volle Anwendung leidet. Man sieht auch eben nicht, daß bei der Vervielfältigung dieser literarischen Scheidemünze, die zum schnellen Ideenumlaufe und Austausch so kräftig beiträgt, das gediegene Kassengeld verschwände, oder in der Devaluationstabelle Schmälerung litt. Vielmehr wird durch voranlaufende Proben und rasch nachschreitende Auszüge historischer und belletristischer Schriften die Neugier und Kauflust nicht selten gereizt; und wären manche Redakteurs auch nur fleissige Musterreiter oder hökende Hausirer, wenn nur der Absaz der Großhändler dadurch nicht gefährdet wird. So viel erhellt aus dem Gang, den unser Journalwesen nimmt, deutlich, daß die gemischten, blos zur allgemeinen Unterhaltung dienenden, monatlich erscheinenden, Journale oder Quartalschriften der durch die Tagblätter, wie die elegante Zeitung und das sachreiche Morgenblatt sind, schneller befriedigten Leselust schon viel zu altbaken vorkommen.

(Die Fortsezung folgt.)

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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