Adolf Wilbrandt, Heinrich von Kleist (Nördlingen: Beck 1863), 188
Robert Guiskard
Indem Kleist das alles, dunkler oder deutlicher, empfand, hatte er sich das Ideal
gebildet, von dem wir geredet haben, und sich tiefer und tiefer in den Gedanken
eingewühlt, in seiner Tragödie Robert Guiskard müsse er es
erreichen. Er hatte schon mehr als einen Anlauf nach diesem einzigen Ziel
genommen; so oft er sah, daß ihm die Kraft noch erlahmte, legte er den Plan zurück und
nahm etwas Anderes vor; stets aber schwebte ihm als höchste und letzte
Leistung der Guiskard vor der Seele denn nach dessen glücklicher Vollendung
wünschte er zu sterben\1\. Es ist uns
unbekannt, wie er auf den Stoff gekommen ist und wodurch er ihn so ganz besonders mag
begeistert haben; die Geschichte weiß nichts von einer Tragödie in
Guiskards Leben, und es ist höchst wahrscheinlich, daß Kleist den historischen
Mantel nur lose um die eigene freie Erfindung zu hängen dachte. Dafür
spricht vor Allem die Manier, in der er zeitlebens seine Stoffe behandelt hat.
\1\ Auch diese Notizen gebe ich nach
mündlicher Mittheilung; sie werden weiterhin durch den ganzen Zusammenhang ihre
Bestätigung finden.
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