Augusta Weldler-Steinberg
(Hrsg.), Theodor Körner. Briefwechsel mit den Seinen
(Leipzig: Quelle & Meyer 1910), 77
Christian Gottfried Körner an Theodor Körner, Dresden,
30. 1. 1810
Dresden am 30. Jan. 1810
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Pfuel läßt Dich schönstens grüßen. Er ist erst am Montage abgereist, und
kommt auf dem Rückwege wieder durch Dresden, scheint aber so lange in Berlin bleiben zu
wollen, bis sein künftiges Standquartier entschieden ist. Er ist Hauptmann bey einem
Jäger Corps. Er war jeden Abend bey uns, und so heiter wie ehemals. Von Kleisten, der
sehr kränkelt, hat er uns Stellen aus ein Paar sehr interessanten Gedichten vorgesagt,
die Dir Hartmann mitteilen kann.
Schreib mir doch, was das
für Kunstausdrücke sind, die Du in Kants Logik nicht verstanden hast. Im Reimarus wirst
Du dergleichen nicht finden: Ueberhaupt darfst Du Dich durch eine gewisse
Weitschweifigkeit und altväterische Form nicht vom Reimarus abschrecken lassen. Wenn Dich
übrigens die Logik interessirt, kann ich Dir noch manches nach und nach darüber
schicken.
Die Psychologie, von der
Werner mit Dir gesprochen hat, ist wahrscheinlich die empirische denn es giebt
auch eine rationale, die einen Theil der Metaphysik ausmacht. Mit der Botenfrau erhälst
Du einige Bücher darüber.
Es freut mich, daß Werner
sich so sehr für Dich interessiert. Sage ihm von uns recht viel schönes und benutze ihn
nach Möglichkeit. Hast Du noch nicht mit ihm über Deinen Abgang auf Michaelis
gesprochen?
Mit der Mutter geht es immer
besser. Sie war am Montage mit bey Minister Zeschaus, wo Sprüchwörter gespielt wurden.
Ich habe auch mitgespielt, und mich als Wirth mit einer Nachtmütze des Ministers
geschmückt.
Fräulein Funk habe ich
Deinen Auftrag ausgerichtet. Sie schien es wohl aufzunehmen und bestellte wieder einen
Gruß an Dich.
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