Hermann
F. Weiss, Funde und Studien zu Heinrich von Kleist
(Tübingen: Niemeyer 1984), 211
Heinrich v. Kleist und Carl Friedrich v. d. Knesebeck
Es entbehrt nicht der Ironie, daß ausgerechnet Kleist, der doch an einem Zusammengehen
Preußens mit Österreich brennend interessiert war, durch seine Unvorsichtigkeit zu der
von Dahlmann beschriebenen Verwundung Knesebecks in Znaim beitrug und so dessen Mission
behinderte. Den eigentlichen Schuß löste ihm zufolge ein junger Offizier, der dem
Obristen v. Knesebeck beigegeben war, aus.\35\
Friedrich Wilhelm III. forderte seinen Emissär am 10. V. 1809 zur
Rückkehr nach Königsberg auf, aber die unselige Schußwunde fesselte ihn daselbst
[in Prag] fast vier Wochen und verhinderte ihn dem Königlichen Befehl zu folgen, was er
in einem Berichte vom 25. Juni anzeigte.\36\
Am 8. VI. 1809 drückte der preußische Minister des Auswärtigen August
Friedrich Ferdinand von der Goltz (1765-1832) Knesebeck gegenüber sein Bedauern darüber
aus, daß dieser infolge eines gefährlichen Zufalls nicht früher nach Berlin
kommen könne: Ihren Herrn Reisegesellschafter würden Ew. Hochwohlgebohren
entweder in dortiger Gegend zur Fortsetzung der Correspondenz laßen oder hieher
zurückschicken können
Wie sehr man hier auf schnelle zuverläßige
Nachrichten gespannt ist, werden Ew. Hochwohlgebohren leicht glauben.\37\
\35\ LS Nr. 317. Wer war dieser Offizier?
Knesebeck der durch einen Pistolenschuß im linken Arm verwundet, durch
Unvorsichtigkeit Friedrichs von Pfuel
und dadurch nach
Prag zurückzugehen gezwungen war, hatte von dort aus in mehrfachen Berichten an
des Königs Majestät seine Überzeugung über die kommenden Kriegs-Ereignisse
ausgesprochen
(Eine diplomatische Trilogie aus dem Leben
C. F. v. dem Knesebeck von der Linie Wittingen-Carwe. Bearb. durch Eugen
v. d. Knesebeck. Berlin 1879. S. 12). Dieses keinerlei Quellenangaben
enthaltende Werk beruht wahrscheinlich auf verlorengegangenen Archivalien aus
Familienbesitz. Kleist wird im Zusammenhang mit Knesebecks Aufenthalt in Znaim erwähnt,
aber es bleibt fraglich, ob die im Folgenden abgedruckte Stelle zuverlässig ist: Hier traf er mit mehreren preußischen Offizieren, welche als
Freiwillige, darunter auch Heinrich von Kleist, in das österreichische Heer zu
treten beabsichtigten, zusammen und wurde mit diesen, obgleich alle Pässe in Ordnung
waren, zurückgehalten, da die österreichische Polizei den gemessensten Befehl hatte,
Niemand weiter ins Land zu lassen. (S. 6).
\36\ Ebd. S. 13.
\37\ ZStA Merseburg. Nachlaß Knesebeck 2.
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