Hermann
F. Weiss, Funde und Studien zu Heinrich von Kleist
(Tübingen: Niemeyer 1984), 150f.
Gerhard v. Kügelgen an August Mahlmann, Dresden, 21. 2. 1809
Dresden den 21ten
Februar 1809
- Mein lieber Mahlmann!
Beyfolgende Antwort auf H. v. Ramdohrs Critique gegen Friedrich, bitte ich so
bald als möglich in Ihrem Zeitungsblatte abdrucken zu laßen, und hoffe, daß Sie eben so
warm für die gute Sache als ich mich fühle, nichts dagegen werden einzuwenden haben. Was
den Stiel dieses Aufsatzes und die orthographie angeht, da bitte ich: mir etwas hülfreich
unter die armen zu greifen. Wenn der Künstler einmahl seinen Pinsel mit dem Gänze kiehl
vertauschet, so ist es ja kein Wunder, wenn er diesen etwas pinselhaft führt. Ich hoffe
Sie so wohl, als das Publikum werden dem ohnerachtet meinen guten Willen, gegenüber
dem wirklich bösen des Herrn v. Ramdohr erkennen, und so
möge der erste den letztern vernichten. Wirklich, lieber Mahlmann, wenn Sie diesen
Aufsatz mit dem Interesse gelesen hätten als ein bildender Künstler, dem es näher auf
die Haut brennt, so würden auch Sie all den Gift, ja die Verruchtheit darinnen gewittert
haben, welche ich gar zu deutlich erkannt habe, als daß ich solchen Frefel mit
Stillschweigen hätte übergehen können, welcher auch hier das ganze Publikum empöhrt. Friedrich selbst ist wie vernichtet; und so sehr ich dies gereitzte und
erdrückte Selbstgefühl als Kleinmuth anerkenne, so sehr schmerzt es mich die heilige
Ruhe des Künstlers durch solchen liebloßen Frefel gestöhrt zu sehen. Ich habe manchen
rechtlichen Leuten diesen meinen kleinen Aufsatz gezeigt, welche ihn sehr gemäßigt
fanden. Ihnen, lieber Freund, übergebe ich ihn mit dem Vertrauen: daß Sie ihn meiner
würdig, dem <151:> Publikum mittheilen. Hartmann nimmt H. v. R.
unbarmherzig mit, so wie er es verdient. Sein Aufsatz gegen ihn [der] fast noch länger
als Ramdor seiner ist, befindet sich schon unter der Presse. Möchte auch meiner balde
erscheinen, denn, wie ich höre reiset R. balde von hier ab, und ich möchte ihm das
gesagte lieber ins Gesicht, als hinten nach sagen. Leben Sie wohl mein lieber Freund, und
seien Sie überzeugt von der Dankbarkeit Ihres Kügelgen.
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