Hermann
F. Weiss, Funde und Studien zu Heinrich von Kleist
(Tübingen: Niemeyer 1984), 140
Christian Gottfried Körner an Adam Oehlenschläger, Dresden,
13. 1. 1808
Mitten unter den Zerstreuungen einer interessanten Reise mögen Sie freylich nicht eben
täglich an uns gedacht haben, aber ganz vergessen haben Sie uns doch nicht.
Sie waren uns eine seltne Erscheinung, deren wir uns oft mit Dank und Freude erinnern, und
ich schmeichle mir, dass auch Sie nicht ungern in unserm Hause waren. Ich ergreife also
eine Gelegenheit, mein Andenken bey Ihnen zu erneuern.
Adam Müller, an dessen philosophischen Vorlesungen wir uns beyde
nicht sonderlich erfreut haben, dem es aber sonst nicht an Talenten [feh]lt, giebt mit
Herrn von Kleist, einem geistvollen [Dich]ter, ein Kunstjournal unter dem Namen Phöbus
heraus. Die Unternehmer bitten auch Sie um Beyträge zu ersuchen. Für den Bogen wird
dreyssig Thaler gegeben. Es wäre recht schön, wenn Sie etwas schickten, und ich glaube
nicht, dass es Ihnen gereuen würde. Das Journal wird sich ausprüfen, und kann auch gute
Mitarbeiter nehmen. Auch Goethe hat zu Beyträgen Hoffnung gemacht.
Bey mir ist alles wohl und
lässt Ihnen viel Freundschaftliches sagen. Meine Töchter singen noch viel, unter andern
auch manchmal: O wie ist die Stadt so wenig, nach der bewussten Melodie. Auf
Ostern endlich hoffe ich den Aladdin zu haben. Er war in Jena zwischen die
feindlichen Heere geraten. Leben Sie recht wohl.
Körner.
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