(Karl August
Varnhagen v. Ense [Hrsg.]:) Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde,
3 Bde. (Berlin: Duncker & Humblot 1834), Bd. 2, 611
Rahel Varnhagen an Gustav v. Brinckmann, Berlin, 30. 11. 1819
Berlin, Dienstag den
30. November 1819
- Heute Abend ich, bei der Hofräthin Herz mit?
Fräulein von Imhoff, der Schwester von Lesbos , und Mehrern. Sind
das nicht Geister? Noch ein Wunder! Diese Generalin Helvig kenne ich noch nicht. Nämlich,
vor vielen Jahren war ich einmal mit ihr und ihren beiden Schwestern
bei Mad. Sander die ich noch sehe , wo sie mich wollte kennen
lernen; ich hatte aber damals schon den Namen Robert, und so meinte sie, ich seis
nicht; ich, die dies nicht wußte, trat nicht vor, und mußte den ganzen Abend nur!
mit Heinrich Kleist und Adam Müller sprechen; weil Achim Arnim und Clemens Brentano in
schwarzen Theekleidern und Bestrumpfung aus Respekt vor der interessanten vornehmen Dame
rempart spielten und niemand in der Hitze heranließen. Kleist, mit straßenbeschädigten
Stieflen, und ich, lachten heimlich in einem Winkel und amüsirten uns mit sich
selbst
Nun soll heute die Einrenkung als Frau von Varnhagen geschehen: ich
erbot mich zu der Operation.
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