Peter Staengle,
Übersehene Kleist-Bezüge, in: BKB 13
(2000), 13-27; darin: 21f.
Rühle von Lilienstern an Karl Bertuch in Weimar, Dresden,
16. 3. 1808 (GSA 06/5554)
<1r>
Theuerster Freund!
- Haben Sie
Dank für Ihre lieben Briefe, und für die Nachricht von der
Aufführung des zerbrochenen Kruges, und nehmen Sie es nicht
ungütig, wenn ich mich heute etwas kurz faße. Allein
ich habe, da mir die Ostermeße auf den Hals kommt,
so viel zu thun, daß ich mich kaum zu retten weiß. Jomini
hat endlich ver sprochener^maßen^ eine Beschreibung und
einen sehr detaillirten Plan von Jena eingesch[rieb]ickt,
die ich in das erste Heft der Pallas (meiner neuen Monathsschrift)
werde einrücken laßen, und ich bin jetzt im Stande, das
Manuskript meiner zweiten Auflage des Berichts zu beendigen.
Nächst dem aber beschäftigt eben die Pallas selbst, und
vornämlich eine Broschüre, die ich mi[t]r seit des
Herzogs Hiersein kurz entschloßen habe, meiner Weltcharte
beizugeben, und die gleichfals teutsch und französisch zur
Ostermeße fertig sein soll. Aus dem letzten Briefe Ihres
<1v>
Herrn Vaters schien mir hervorzugehn,
daß er es nicht für ersprießlich halte, die Charte ohne
eine erklärende Schrift in die Welt zu schicken. Seine Abneigung
gegen alle politischen Schriften ist mir bekannt,
und ich habe daher den Entschluß gefaßt, sie ganz auf eigne
<22:> Kosten herauszugeben. HE. Rittner wird die Komißion
übernehmen.
Die Pallas [C]hat Cotta übernommen. Sie haben
mir schon einigemal von den vortrefflichen Sonetten Werners
Erwähnung gethan. Würden Sie mir vielleicht einige für den
Phöbus verschaffen können? Aus einem Briefe
von Castres ersehe ich, daß seine effektive Ausbeute eigentlich
so groß nicht gewesen ist. Vogt, der Herausgeber
der Staatsrelationen, hat versprochen Theil an der Pallas
zu nehmen. Buchholz und Jomini haben Aufsätze geschickt.
Kölln ist für meine Zwecke ganz unbrauchbar.
Können Sie mir aber vielleicht einen Weg angeben,
Heeren und Arndt dafür zu intereßiren?
<2r>
Leben Sie wohl, lieber Freund
und empfehlen Sie tausendmal Ihrem lieben Vater. Es grüßt
Sie
Dresden
d. 16tn Marz
1808.
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Ihr
Freund Rühle
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