Erich
Schmidt (Hrsg.), H. v. Kleists Werke. Im
Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig, 5 Bde. (Leipzig, Wien:
Bibliographisches Institut [1904/05]), Bd. 5, 491f.
Ernst Friedrich Peguilhen an Leopold v. Kleist, Dezember 1811
Ew. Hochwohlgeb. werde ich mir die Ehre geben, persoenlich meine Hochachtung zu bezeugen,
nur ist mir dieses heute ohnmoeglich, und erst morgen Vormittag. Da Sie aber mit der Post
schreiben wollen, so will ich in groeßter Eil wenigstens folgendes vorlaeufig bemerken:
Ueber den eigentlichen Grund von Kleists Tod bin ich selbst nicht im reinen, wenn man
nicht mit den all- <492:> gemeinen Andeutungen: Schwaermerei und eine nicht zu
befriedigende Liebe sich begnügen will. Wahrscheinlich geben seine zwei an
Fr. v. Kleist geb. v. Gualtieri zurückgelassenen Briefe [vgl. S. 439,
Z. 18 und 22] darueber die sicherste Auskunft, die ich zwar befoerdert aber nicht
gelesen habe. Kleists hinterlassene Schriften sind nicht in meinen Haenden,
sondern bis auf den Prinzen von Hessen Homburg den wie ich glaube
Fr. v. Kleist hat von ihm und Mdme Vogel gemeinschaftlich verbrandt,
wenigstens habe ich bis jetzt noch kein Blatt entdecken koennen, und weiß
auch, daß beide sich mehrere Abende hindurch beschäftiget haben, den Ofen mit Manuscript
zu heitzen. Meine Frau empfiehlt sich gehorsamst, und ich freue mich bei dieser
Gelegenheit Ew. Hochwohlgeb. meines ausgezeichneten Respects versichern zu koennen.
|