Otto
        Frh. v. Schleinitz, Aus den Papieren der Familie von
        Schleinitz (Berlin: Trewendt 1905), 33 
         
        Freundschaft mit Rühle 
         
        Gerade in neuerer Zeit wurde das Interesse für Kleist durch die Entdeckung zweier so gut
        wie verloren gegangener Jugendwerke des Dichters wieder belebt. Professor Eugen Wolff in
        Kiel, dem dieser literarische Fund zu danken ist, glaubt überzeugend nachgewiesen zu
        haben, daß es sich in diesem Falle um die 1802 von Kleist verfaßten Lustspiele
        handelt, welche in demselben Jahre in Geßners Verlag anonym erschienen waren.
        Während Rühle 1808 in Dresden die Pallas herausgab, redigierte Kleist, mit
        ihrem gemeinschaftlichen Freunde, dem Professor Adam Müller, die Zeitschrift
        Phoebus, an der aber auch erstgenannter sich beteiligte. 
         Es ist bekannt, wie nach der
        Rückkehr Kleists aus der französischen Gefangenschaft sich dieser edle Geist
        trauernd um den Sturz des Vaterlandes mehr und mehr in Schwermut verzehrte. Obgleich die
        Königin Luise ihm Teilnahme bekundete, und trotzdem Rühle mit Aufgebot aller seiner
        Kräfte zugunsten Kleists, sowohl persönlich für ihn, als auch für seine
        Dichtungen eintrat, lehnten doch einflußreiche Kritiker seinen Prinzen von Homburg
        und Die Hermannsschlacht mit eisiger Kälte ab. Wie nur zu gut bekannt, trieb
        all das über ihn hereinbrechende Elend einen unseren besten Dichter und glühendsten
        Patrioten dazu, am 21. November 1811 an den Ufern des Wannsees in Gemeinschaft mit
        seiner Freundin Henriette Vogel, sich selbst den Tod  zu geben. Rühle vermochte den
        Verlust des geliebten Freundes bis in sein spätestes Alter nicht zu überwinden. 
         
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