Otto Frh. v.
Schleinitz, Aus den Papieren der Familie von Schleinitz
(Berlin: Trewendt 1905), 19f.
Harzreise des Potsdamer Offiziersquartetts
Wie der richtige Ernst und vernünftiges Streben niemals den Sinn für Scherz und
Heiterkeit ausschließt, beweist die eigenartige Ausnutzung der Ferien, die Rühle
nämlich dazu verwandte, um mit seinen Freunden Heinrich von Kleist, dem Dichter,
Schlotheim und Gleissenberg als reisende Musikanten
einen Ausflug in den Harz zu unternehmen. Ohne einen Pfennig in der Tasche begannen die
jungen Leute ihre Wanderung. Daß bei Kleist der Geldmangel chronisch blieb, ist leider
nur zu wahr und bekannt. In Dörfern und Städten wurde mit glänzendem Erfolge gespielt
und somit nur vom Ertrage der Kunst gelebt. Die vier Freunde kehrten von der genialen
Reise, neu erfrischt und geistig belebt, wieder zu den Studien der Kriegsschule zurück. Außerdem aber brachte Rühle, der sozusagen der Generalstabsoffizier der
<20:> Expedition war, eine ganze Mappe voll von Landkarten und Aquarellskizzen von
besonders schönen Punkten des Harzes nach Berlin mit. Als ein charakteristisches Merkmal
der damaligen Zeit mag es gelten, daß die direkten Vorgesetzten der fahrenden
Künstler um die Sache nicht nur wußten, sondern sie auch als harmlosen Scherz
betrachteten.
Emendation
Gleissenberg] (?)leissenberg D
|