Max Ring, Leben
und Sterben eines deutschen Dichters, in: Die Gartenlaube
(1858), Nr. 17, 220-237; darin: 236f.
Verspätete Unterstützung durch den Staat
Ueber die That selbst wurden verschiedene Stimmen laut, unter
denen wir vorzugsweise eine Aeußerung der berühmten Rahel
in einem Briefe an ihren Freund von Marwitz hervorheben.
Die ausgezeichnete Frau schrieb:
Ich
freue mich, daß mein edler Freund, denn Freund ruf ich
ihm bitter und mit Thränen nach, das Unwürdige nicht <237:>
duldete; gelitten hat er genug. Keiner von denen, die ihn
etwa tadeln, hätte ihm zehn Thaler gereicht, Nächte
gewidmet, Nachsicht mit ihm gehabt, hätt er sich nur
zerstört zeigen können.
Fast
gleichzeitig mit seinem Tode traf die Nachricht ein, daß der
Staat Kleist eine ansehnliche jährliche Unterstützung gewähren
wollte.
Es
war zu spät!
Eine
angeborene Reizbarkeit, zu der sich die Verzweiflung des Patrioten
und, wir dürfen und wollen es nicht verschweigen, die gemeine
Noth des Lebens gesellten, veranlaßte den Dichter, sich selbst
den Tod zu geben.
Er
hat den großen Befreiungskampf des deutschen Volkes nicht
mehr erlebt; an der Schwelle jener großen Ereignisse warf
er die Last des für ihn unerträglichen Daseins ab. Ueber seinem
Grabe ging die Sonne wieder auf, die er für immer untergegangen
glaubte. Ruhm und Anerkennung wurden ihm erst nach seinem
Tode im reichsten Maße zu Theil und sein Name hoch gepriesen.
Er war ein Dichter und ein Deutscher.
Max
Ring.
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