Roland
Reuß und Peter Staengle in Zusammenarbeit mit Arno Pielenz und Renate Schneider, H. v. Kleist. Dokumente und Zeugnisse. Biographisches Archiv II /
L-Z, in: BKB 14 (2001), 23-911; darin: 904f.
Karl Breinl an Franz Anton Graf v. Kolowrat-Liebsteinsky, Prag,
5. 5. 1809
<1r>
In Folge der mir zugekommenen
hohen Weisung vom 4ten dieses, welche in der Nebenlage zurückfolgt, habe ich
die Ehre über Baron v Knesebek und v Pfuhl folgenden
gehorsamsten Bericht zu erstatten.
Ich habe mich in Folge dieser
Weisung zu Graf Zichÿ begeben, und von demselben sowohl, als vom Ritter B[¿¿]ual,
als auch aus der gegen Knesebek und Pfuhl gleich beÿ ihrem Eintreffen
eingeleiteten Beobachtung folgende Resultate erhoben.
Knesebek ist weder
dem Herrn Grafen Zichÿ noch Ritter v B[¿¿]ual
bekannt; doch habe ich verläßlich in Erfahrung gebracht, er seÿ kgl: preußischer
Obristlieutnant, der beÿ denen eingetrettenen traurigen Umständen als Privat
gelebt, auch seinen Abschied gefodert, jedoch nicht erhalten habe, und dermalen in
Aufträgen des Königs theils die
<1v>
Stimmung für Deutschlands Sache zu bearbeiten, theils dem Ton der Volksstimmung
nachzuforschen reiset. Ihm gesellte sich v Pfuhl beÿ. Er war bereits nach
Versicherung des Herrn Ritters v B[¿¿]ual verwendet worden, den
König von Sachsen dahin zu stimmen, und der Sache Deutschlands beÿzutretten, und
ist in jeder Hinsicht so wie Knesebek ein rechtlicher und solider Mann.
Jener in der rückfolgenden
Anzeige bemerkte Kleist ist nach der vom Ritter v B[¿¿]ual
erhobenen Auskunft ein Schriftsteller und für die Sache Oestreichs und Deutschlands mit
Feuer eingenommen. Er erhielt von der östreichischen Gesandschaft zu Dresden einen
Paß zur Reiße nach Wien, um, da sein Geist und Patriotismus mehr Nahrung und Wirkung
daselbst erhalten wird, mit Nutzen arbeiten zu können. Eine eingetrettene Krankheit
hinderte jedoch seine bisherige ^Ab^Reiße.
Da nun besagter Baron
Knesebek und v Pfuhl unbedenkliche
<2r>
Leute sind, so habe ich ihre kais: Gesandschaftspässe nach Wien vidirt, und die dortige
Oberdirekzion hiervon unter Einem in die nothwendige Kenntniß gesetzt; und da Heute der
dem Ritter v B[¿¿]ual genau bekannte auf keine Art
verdächtige Bruder des erstern Pfuhl ebenfalls morgen nach Wien mit einer
Vollmacht Sr. kais: Hoheit des Erzherzogs Karl an den Grafen Nostitz
wegen Errichtung des aus dem Baÿreutischen zu werbenden Corps abreißt, so
säume ich nicht, auch solches Einem hohen k. k. Landespräsidium gehorsamst
anzuzeigen.
Von der k. k. Stadthauptmannschaft
Prag am 5 Maÿ 809.
In Verhinderung des k. k.
Herrn Hofraths und Stadthptmanns
Breinl
Gub: Rath.
Text nach Kopie, in: KGF/Kleist-Museum
(Minde-Pouet-Nachlaß/Kleist-Sammlung. Dauerleihgabe der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin) Geheimes
Staatsarchiv PK, BPH Rep. 49 J Nr. 135 (H: Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien
[Sign.: 248 ex 1809, fol. 11-12])
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