Roland
Reuß und Peter Staengle in Zusammenarbeit mit Arno Pielenz und Renate Schneider, H. v. Kleist. Dokumente und Zeugnisse. Biographisches Archiv II /
L-Z, in: BKB 14 (2001), 23-911; darin: 903f.
Karl August Böttiger an Johann Friedrich Cotta, Dresden,
11. 11. 1808
Dresden d. 11. Nov. 1808.
Mein theuerster, verehrtester Freund! Es
freuet mich, daß Sie meine Bedenklichkeiten wegen des Phöbus so freundlich aufnehmen.
Sie kamen ja auch aus gutem Herzen. Die Herausgeber haben nun, nach einem Verlust von 1400
Thalern, die Fortsetzung der hiesigen Waltherschen Handlung, bloß damit sie gedruckt
werde, ohne alles Honorar übergeben und diese Handlung druckt nun vom 7tn Stück an nur
150 Auflage. Allerdings wäre für den Seckendorfischen Prometheus weit mehr Hoffnung zu
schöpfen u. fast möchte ich wegen desselben eine Fürbitte thun. Zwar hat Hr Geistinger
selbst an mich geschrieben und mir die Fortsetzung aufgetragen. Aber der Himmel
soll mich vor solchen Verlagen bewahren. Ueberhaupt unternehme ich gewiß nichts, ohne mit
Ihnen, mein erprobter Freund, erst Rücksprache genommen zu haben. Seckendorf, den
ich von Weimar aus schon genau kenne, hat Kraft und Willen etwas vorzügliches zu
liefern, und hat dabei in Wien selbst ein reiches Brachfeld. Denn von Wien
aus müßte er auch ferner redigiren. Wollten Sie nicht selbst an den Herr v. Kügelgen
einige Worte schreiben und indem Sie ihm für seine edle Gesinnung dankten,
auffodern, Ihnen einige Szenen zum Kaufe zu entwerfen. Ich glaube, er erwartet so etwas bestimmendes.
Es ist ein Mann von seltenem Seelenadel und ein wahrhaft großer Künstler.
Freilich wollte ich schon vor 4 Wochen mit dem Abdruck meiner vorjährigen Vorlesungen
anfangen lassen. Es wäre mir in mancher Rücksicht räthlich geweßen. Allein der Himmel
mag wissen, wohin mir die Zeit entschlüpft. Ich bin nicht unthätig u. doch bringe ich
nichts vor mich. Ich habe durchaus nicht zur letzten Redaction meiner Papiere kommen
können. Mit den vielen Jahren weiß ich nun warum Cursus vor Vorlesungen von ganz
anderer Materie anfangen. Da weiß ich also noch nicht, was werden wird. Ich weiß ja
aber, was Sie wollen und zugestehn und es ist ja immer eine Gefälligkeit von
Ihnen, daß Sie den Verlag übernehmen wollen. Ihr Morgenblatt, dächt ich, machte Ihnen immer
mehr Freude. Die Redaction greift brav ein. Dabei fällt mir bei, daß ich zwar die
Abdrücke zum Umschlag des Taschenbuchs mit den Personalzeichnungen erhielt, aber nicht
die kleine colorirte Originalzeichnung, die ich Ihnen dazu schickte, ohngeachtet diese
durch den Zettel als mit überschickt avertirt war. Lassen Sie doch nachsehn. Sie
muß sich wohl noch finden. Ich würde sie gar erinnern. Allein der Künstler, dem
sie gehört, fordert sie zurück u. ich hatte versprechen müssen, sie ihm zurück zu
schicken. Sind denn Voß Uibersetzungen der griechischen Bukoliker
ausgegeben, u. Ploucquet Theil 3 und 4 fertig?
Auch ich sage aus Herzensfülle: wären wir doch einander näher!
Unwandelbar treu
Ihr
Böttiger.
Den dießmal nur sehr kurzen
Artikel über den Buch-Handel zur Michaelis-Messe erhalten Sie künftige Woche. Es war
dießmal wirklich Kunst, von dieser allerelendesten aller elenden Messen etwas zu sagen.
H: SNM/DLA, Cotta-Archiv
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