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[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

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Friedrich v. Ompteda, Zur deutschen Geschichte in dem Jahrzehnt vor den Befreiungskriegen, 4 Bde. (Hannover: Helwing, [ab Bd.:] Jena: Frommann 1866-69); darin: ders. (Hrsg.), Politischer Nachlaß des hannoverschen Staats- und Cabinets-Ministers Ludwig von Ompteda aus den Jahren 1804 bis 1813, Bd. 2, Abt. 2 u. 3 (Jena 1869), 32-34

Christian v. Ompteda an Friedrich v. Ompteda, Berlin, 24. 1. 1811


Berlin den 24. Januar 1811.

Es hat mich herzlich gefreuet, daß die Mittheilung meiner Analyse der schändlichsten Entstellungen factischer Wahrheit Dir einiges Vergnügen gemacht hat. Diese Versicherung gereicht mir zur Aufmunterung, Dir in den Anlagen einige fernere Versuche der Art zu liefern. Indignirt nähmlich fühlte ich mich neulich durch die wiederhohlten schändlichen Lügen (denn das ist das wahre Wort) über Englische Invaliden, die gezwungen dem Elende Preis gegeben, auf der Küste der Nordsee sollten ausgeworfen seyn. Ueberzeugt, daß nicht ein Mann der Art nach Deutschland zurückgesandt ist, wie auf sein eigenes Verlangen, drängte mich das Bedürfniß, dieser infamen Verläumdung zu widersprechen. Glücklicherweise fand ich einen schicklichen und die Sache total erschöpfenden modum in der ersten Anlage des beykommenden Convoluts. – Gleichwohl fand der gute Spener Bedenken, mir diesmal willfährig zu seyn. Das Weitere wirst Du aus den Papieren selbst ersehen. – Nur bemerke die Umstrickung der Tyranney. Ferner einige höchst merkwürdige Aeußerungen in Speners Billet. Daß dies übrigens ausschließlich für Dich mitgetheilt wird, bedarf keiner Bevormundung oder Bitte, da ich es mir nie verzeihen würde, auch nur auf das Entfernteste Spener zu compromittiren, und dies durch eine bloße Erwähnung seines Nahmens leicht möglich werden könnte.
Ein andrer Aufsatz, über Helgoland, hat vielleicht für Dich das Interesse der Local-Erinnerung. Daher bitte ich, erforderlichen Falls, um Deine Berichtigung. Zwar wird auch dieser Aufsatz das Licht nicht <33:> sehen; ohnerachtet ich denselben dem Herrn von Kleist gezeigt habe. Doch, mit diesem bin ich ganz piano aus einander geschieden, was auch nach der immer mehr erkannten Verschiedenheiten unserer Gesinnungen, das beste war. Unabhängig von dieser Discordanz, werden die Berliner Abendblätter schlimmer und schlimmer – they have a alacrity in sinking. Doch haben sie einige neuerliche Aufloderungen exhibirt, die ich Dir des Gegenstandes halber mittheile.
Um noch wieder auf die falsa aus Paris zurückzukommen, so ergiebt die tägliche Fortsetzung meines Commentars – gegen Dich allein darf ich das Wort aussprechen, doch – Du weißt einmal Alles, und wirst mich da entschuldigen und begreifen, wo sonst es niemand thäte – über Portugall, daß kaum ein einziger Artikel in die Welt hinein posaunt, oder mit sanften Tönen hinein geblasen wird, der nicht handgreifliche Unwahrheit oder mehr oder minder grobe Verdrehung der Wahrheit wäre. Und doch lassen selbst Leute von Einsicht sich bethören, so groß ist das Gewicht der Unverschämtheit und des bleibenden Successes. Doch – die Comödie ist nicht zu Ende. Bei Santarem dürften die Sachen doch vielleicht sich so entwickeln, wie ich es immer geahnt habe. Behalt diese hartnäckige Prophezeihung für Dich – Sie kann trügen, und dann mögte ich die schalen Lacher nicht gegen mich haben. Indessen werden meine fortlaufenden Bemerkungen, die ich Dir einst mittheilen werde, meine Gründe documentiren, auf jeden Fall aber die Tactik des Betrugs, die uns mehr geschlagen hat, wie die Tactik im Felde, in ein unverkennbares Licht setzen. – Ich lebe in Gegenständen, für welche ich todt bin. –
Ein recht schändliches falsum hat der brave Hamburger Correspondent neulich, wiewohl bloß andeutend aufgedeckt. Es ist folgendes. Der Moniteur liefert unter dem 20. December zwey Schreiben aus Hamburg und aus Lübeck, wo die Acclamationen des Senats, der Oberalten und der Bürgerschaft bey der officiellen Ankündigung des hohen Glücks, unter den neuen Scepter zu kommen, geschildert werden. Nun ist das Decret Napoleons, wodurch diese Incorporation (Verschlingung) festgesetzt wird, erst vom 18. December. Vor demselben konnte doch wohl von keiner Eröffnung in Hamburg die Rede seyn. Also in zwey Tagen diese Verhandlung zwischen Hamburg und Paris! Es ist eine Verachtung des gemeinsten Menschenverstandes, die auf’s höchste getrieben wird. – Ich sende Dir dies Blatt, so wie <34:> ein paar andere, in welchen ich die angestrichenen Artikel zu lesen bitte. Vorzüglich ein Paar Rezensionen, deren tiefer Sinn merkwürdig ist. – Doch, ich muß abermals über eine unerschöpfliche Materie abbrechen, denn der Betrug, unter welchem die Welt gefangen liegt, geht in’s Unendliche. –

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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