Georg Minde-Pouet, Heinrich von Kleist im Bilde, in: Bühne und Welt 8
(1905), November-Heft 2, 151-156; darin: 153
Suche nach dem Original
Und wieder verschwand das Original! 1887 hatte es Zolling zum letzten Male bei
einer Verwandten der Germanie v. Schönfeldt, wie er berichtet hat, gesehen, dann
aber aus den Augen verloren. Bei der ungeheuer verwickelten Verwandtschaft v. Kleist,
derer v. Pannwitz und v. Schönfeldt war es schwer, den Weg zu finden, den es nun
weiter gegangen sein konnte. Um so erfreulicher war die Kunde, die mir nach langem Suchen
vor einem Jahr zuging, daß das Original noch erhalten ist. Der Enkel der Germanie
v. Schönfeldt, der jetzige glückliche Besitzer sämtlicher Briefe Kleists an seine
Schwester und anderer wertvoller Papiere, Herr Oberleutnant Ernst v. Schönfeldt in
Bremen, der durch Hergabe seines Materials und eifrigste Unterstützung unserer Ausgabe
große Dienste geleistet hat, meldete mir, daß das Porträt im Besitze von Kleists
Nichte, Helene v. Kleist in Stolp, einer Tochter von Kleists jüngerem Bruder Leopold,
sich befinde. Diese damals 76jährige Dame, die bald darauf, Januar 1905, verstarb,
stellte das Original gütigst zur Verfügung. Unmittelbar nach ihm ist die unserm ersten
Bande beigegebene nur um wenige Zentimeter vergrößerte Wiedergabe hergestellt, die nun
als die getreueste und einzig maßgebende gelten darf.
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