Fritz Jonas, Christian
Gottfried Körner. Biographische Nachrichten über ihn und sein Haus (Berlin: Weidmann
1882), 142f.
Christian Gottfried Körner an Georg Joachim Göschen, Dresden,
17. 2. 1807
Dresden d. 17. Febr. 1807.
Mit Vergnügen ergreife ich eine Gelegenheit, mein Andenken bei Ihnen zu erneuern, und
freue mich, wenn die zeitherigen Ereignisse auf Ihre Existenz keinen schlimmen Einfluß
gehabt haben.
Vorjetzt bitte ich Sie um baldige Antwort auf eine Anfrage, wozu mich
ein merkwürdiges poetisches Produkt veranlaßt, das ich hier im Manuskript gelesen habe.
<143:> Herr von Kleist, Verfasser der Familie von Schroffenstein und ehemals
preußischer Offizier, hat einen Amphitryon in Jamben gemacht, der sich besonders durch
den Schwung und die Hoheit auszeichnet, womit die Liebe Jupiters und der Alkmene
dargestellt ist. Auch ist das Stück reich an komischen Zügen, die nicht von Plautus oder
Molière entlehnt sind. Der Verfasser ist jetzt als Gefangener in eine französische
Provinz gebracht worden, und seine Freunde wünschen das Manuskript an einen gutdenkenden
Verleger zu bringen, um ihm eine Unterstützung in seiner bedrängten Lage zu verschaffen.
Adam Müller, der hier über deutsche Litteratur Vorlesungen gehalten
hat, will die Herausgabe besorgen, und noch einige kleine Nachlässigkeiten im Versbau
verbessern. Von ihm habe ich das Manuskript erhalten. Der Verfasser dieses Stückes hat
noch zwei andere größtenteils geendigt, wovon sich viel erwarten läßt. Wären Sie
geneigt das Manuskript zu nehmen, so schreiben Sie mir bald Ihre Erklärung.
Bei mir ist alles wohl, und wir haben in Dresden von dem Ungemach des
Krieges verhältnismäßig wenig erfahren.
Leben Sie recht wohl und sagen Sie Ihrer lieben Gattin von mir und den
meinigen recht viel Freundschaftliches.
Körner.
- H: Kgl. Bibliothek Dresden (1882)
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